Innere Welt der Kinder

Spiel mit mir! – Bindungsspiele können bei Ängsten, Wut, Konflikten und bei Anspannung helfen!

Bindungsspiele

Aletha J. Solter beschreibt die folgenden Bindungsspiele in ihrem Buch:

Diese besonderen Spiele sind von Geburt bis ca. zum zwölften Lebensjahr spielbar.

Wenn Kinder einen anstrengenden Tag hatten, sagen sie nicht:  „Puh, ich hatte heute einen echt harten Tag. Lass uns darüber reden!“ Statt dessen sagen sie  „Spiel mit mir!“.

Mithilfe von Bindungsspielen, können Kinder

Ängste und Anspannungen lösen,

sie helfen ihnen belastende Erlebnisse zu verarbeiten

sie stillen ihr Bedürfnis nach Bindung und

stärken das Gefühl geliebt zu werden.

Wir spielen intuitiv mit unserem Baby „Guck-Guck“, ahmen seine Lautsprache nach, oder pusten in seinen Bauchnabel. Diese täglichen Interaktionen tragen dazu bei, dass unser Kind Selbstbewusstsein, Vertrauen, sowie ein Gefühl der Sicherheit und Lebensfreude entwickelt. Wenn wir dabei einfühlsam und dem Kind zugewandt sind, lernen sie, mit uns zu kommunizieren und eine stabile Beziehung zu uns aufzubauen.

Wenn wir auch mit unseren Kleinkindern (auf ihr Alter angepasste) Bindungsspiele praktizieren, werden wir sehen wie fruchtbar und bereichernd diese sind.

Wenn wir genau darauf achten, inszeniert unser Kind die sogenannten Bindungsspiele tagtäglich. Mein Sohn läuft weg, wenn ich ihn anziehen will. Er singt extra einen falschen Text an einer Stelle im Lied. Mein Herzensglückskind kann plötzlich nur noch wie ein Baby sprechen.  …

Unser Kind startet so ein heilsames Bindungsspiel, welches ihm Entspannung, Ruhe, Aggressionsabbau, Sicherheit, Vertrauen, usw. bringen kann.

Blöderweise braucht unser Kind diese spielerischen Aktivitäten oft am meisten, wenn wir am wenigsten Lust darauf haben! Doch wenn es uns gelingt, jeden Tag mindestens 30 Minuten mit ihnen auf diese besondere Art und Weise zu spielen, werden unser Kind und auch wir Erwachsenen, sehr davon profitieren. Lachen ist ein besonders wohltuender Bestandteil des Spiels, dieses kann schnell innere Anspannung, Angst und auch Wut verringern, oder ganz auflösen.

Jene Bindungsspiele stützen sich auf solide wissenschaftliche Forschungen, jene Forschungsergebnisse belegen auch die Wirksamkeit dieser spielerischen Aktivitäten (Bindungsspiele) bei Kindern mit emotionalen Verhaltensproblemen oder starken Ängsten. Jene werden auch im Zuge von psychotherapeutischen Behandlungen eingesetzt.

Merkmale von Bindungsspielen:

  • Sie sind interaktiv.
  • Wir als Erwachsene fördern beim Spiel aktiv den Spaß und somit das Lachen.
  • Sie erfordern keine besonderen Anschaffungen.
  • Sie können jederzeit und an jedem beliebigen Ort durchgeführt werden.
  • Sie schließen vertraute Aktivitäten ein.
  • Wir achten immer darauf, dass unser Kind Spaß hat. Wir beenden das Spiel sofort, wenn es sich zurückzieht oder Angst hat.

Was sie Bindungsspiele NICHT sind:

  • Sie haben nichts mit Laissez-faire zu tun, die Kinder wissen genau, dass dies nur ein Spiel ist.
  • Sie tragen nicht dazu bei, aggressives Verhalten zu entwickeln, oder es zu verstärken. Einige Spiele ermutigen zu körperlichen Betätigungen, dies hat zur Folge, dass das Kind gelassener, einfühlsamer und sanfter wird. Aufgrund von fundierten Forschungsergebnissen und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: ES IST WIRKLICH SO!
  • Sie dienen nicht dazu, um sich über kindliche Gefühle lustig zu machen.
  • Es gibt keine Sieger und keine Verlierer, wir arbeiten zusammen, sodass jeder gewinnt.
  • Es gibt keine vorgegebenen Regeln.
  • Sie bewirken nur Positives, wenn sie auch den Erwachsenen Freude bereiten
  • Sie sind kein „Lernspiel“, wir versuchen damit nicht unserem Kind etwas beizubringen.

Formen des Bindungsspiels:

1. Nicht angeleitete, kindzentrierte Spiele

Es werden einige Spielsachen gebraucht, welche die Fantasie, die Kreativität und Freude am Gestalten anregen. Zum Beispiel Bausteine, Verkleidungssachen, Puppen, Tierfiguren, Stofftiere, Autos, …

Wir setzen uns zu unserem Kind (auf den Boden) und schenken ihm unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Für mich war es hilfreich eine Zeituhr zu stellen, so konnte ich mich besser darauf einlassen.

Unser Verhalten ist getragen von Empathie und Akzeptanz, egal was das Kind in seinem Spiel inszeniert. Wir kritisieren das Kind auf keinen Fall und moralisieren auch nicht.

Wir überlassen dem Kind die Spielführung und richten uns nach seinen Wünschen.

Selbstverständlich braucht das Kind auch Zeit um unbeaufsichtigt zu spielen, doch in diesem Bindungsspiel ist es wichtig, dass unsere volle Aufmerksamkeit auf das Kind gerichtet ist. Meistens wird uns das Kind schon in den ersten 10 Minuten zeigen, was es im Moment beschäftigt.

Kinder, die oft aggressiv sind, leiden unter Frustrationen, Enttäuschungen, Überstimulation oder unerfüllten Bedürfnissen. Zusätzlich zur anderweitigen Problemlösung können kindzentrierte Spiele eingesetzt werden.

Beispiel:

Das Kind kämpft zum Beispiel mit Dinosauriern gegeneinander. Dies kann helfen die Aggressionen zu lindern. Wir bekunden ausschließlich Empathie und Akzeptanz und befolgen nur die Spielanweisungen unseres Kindes.

Ergebnis:

Durch regelmäßige Spieleinheiten festigen wir die Bindung zu unserem Kind, wir stärken sein Vertrauen und Sicherheitsempfinden. Denn es fühlt sich bei uns sicher und geborgen, weil wir alle seine Gefühle annehmen. Dank unserer Liebe und bedingungslosen Akzeptanz, wird es unserem Kind eher gelingen seine Gefühle aufzuarbeiten.

Es hilft Aggressionen abzubauen und mit diesen Gefühlen umzugehen. Durch unsere Empathie und unsere bedingungslose Akzeptanz ihrer Gefühle, können sie sich darauf einlassen und sie so nach außen tragen.

2. Symbolspiele mit problembezogenen Requisiten oder Themen

Bei diesem Spiel bringen wir uns mehr ein, als beim kindzentrierten Spiel. Wir laden unser Kind ein, mit einem bestimmten Spielzeug zu spielen, welches zum problematischen Erlebnis passt.

Wenn das Kind das Spiel von selbst beginnt und eine Szene nachstellt, sollten wir die Gelegenheit nutzen und ihm unsere Aufmerksamkeit widmen.

Wenn wir das Spiel beginnen, sollten unser Kind und wir entspannt und ausgeruht sein. Unser Kind soll sich bei uns sicher und geborgen fühlen.

Wir ermutigen zu Fantasie-Spielen, Dialogen und natürlich zum Spaß haben.

Wenn wir den Eindruck haben, dass es unserem Kind gefällt, spielen wir weiter. Wenn sich unser Kind zurückzieht, beenden wir das Spiel oder wandeln es ab, sodass es ihm wieder Spaß macht.

Beispiel:

Mein Sohn hatte bei einem Museumsbesuch panische Angst vor einem großen Dinosaurier, welcher sich bewegte und dabei echt gruselige Töne von sich gab.

Am nächsten Tag ermunterte ich ihn zum Spiel mit seinem Spielzeugdinosaurier. Er stampfte mit dem Dino durch die Wohnung und verängstigte damit viele Tiere. Alle Tierfiguren liefen mit einem riesengroßen Geschrei davon. Wir lachten dabei viel, weil der Dinosaurier sehr lustige Töne von sich gab. Dieses Spiel wiederholte sich einige Tage lang.

Ergebnis:

Kinder können sich zum Beispiel besser auf Herausforderungen einlassen, da sie die Situationen schon durchgespielt haben. Dies gibt ihnen die Sicherheit und das Selbstvertrauen welches nötig ist, um sich der Herausforderung zu stellen. (Zum Beispiel beim ersten Schultag, oder vor einem bevorstehenden Arztbesuch)

Kinder verarbeiten, mit unserer Hilfe problematische Situationen, welche sie erlebt haben. Durch ihr Lachen löst sich die damit verbundene Anspannung und auch die dazugehörige Angst.

Kinder die alleine belastende Situationen nachspielen, erfahren meist keine Besserung. Unsere liebevolle Aufmerksamkeit und unser Annehmen ihrer Gefühle, bewirken ein Vorankommen in der Bewältigung von vergangenen Erlebnissen, sowie eine Linderung der Angst vor zukünftigen Ereignissen.

3. Kontigenzspiele

Wir warten bis unser Kind eine Aktivität einleitet (zum Beispiel einen Gegenstand auf den Boden wirft, uns weg läuft, uns an die Nase fasst usw.)

Wir reagieren darauf immer mit demselben (für das Kind lustigem) Verhalten. Das können wiederholte lustige Geräusche oder Bewegungen sein.

Als weitere Variante, können wir mit dem Kind abmachen, dass es bestimmte Bewegungen vormacht und wir jene nachmachen müssen.

Beispiel:

Mein Bruder trägt meinen Sohn auf den Schultern. Wenn mein Sohn ihm die Hand auf die linke  Wange legt, geht er nach links. Wenn er ihm die Hand auf die rechte Wange legt, geht mein Bruder nach rechts. Die Hand auf der Stirn bedeutet „Stopp“. So kann mein Herzensglückskind seinen Onkel „lenken“.

Immer wenn mir mein Sohn auf die Nase drückt, strecke ich die Zunge raus. Er lacht dann aus vollem Herzen, die Zunge verschwindet und der Spaß beginnt von vorne.

Wenn mir mein Sohn an die Wange fasst, mache ich ein fröhliches Gesicht. Beim nächsten Mal mache ich ein trauriges Gesicht.

Imitationsspiele gehören ebenfalls zu den Kontigenzspielen. Alle Töne (abgesehen von weinen)  die das Kind macht, werden von uns imitiert. Wenn Babys beginnen Laute von sich zu geben, wird es begeistert sein, wenn wir diese Laute nachmachen.

Ergebnis:

Das Schlüsselerlebnis bei diesem Spiel ist die Übereinstimmung zwischen dem Verhalten des Kindes und unserer Reaktion. Kontigenzspiele festigen die Bindung, fördern das Vertrauen und ein starkes Machtgefühl. Außerdem gibt es dem Kind durch die Vorhersehbarkeit, ein Gefühl von wohliger Sicherheit und starker Selbstwirksamkeit.

Das Lachen, welches das Spiel hervorruft, dient zum Abbau der inneren Spannung, die beispielsweise durch  Angst, Machtlosigkeit und Kontrollverlust entsteht. Sie wirken der Machtlosigkeit entgegen, welche die Kinder täglich erleben.

Auch wenn wir darauf achten, dass unser Kind mitbestimmen darf, gibt es immer Situationen wo wir bestimmen müssen, oder wollen. Dies ist ganz normal. Im Kindergarten und Schule dürfen sie meist keine wichtigen Entscheidungen mitbestimmen.

4. Nonsensspiele

Wenn unser Kind bewusst etwas „falsch“ macht, lassen wir uns auf dieses Spiel ein. Wir ermutigen es albern zu sein und absichtlich Fehler zu begehen.

Wenn wir das Spiel beginnen,verhalten wir uns bewusst absurd, wir produzieren offenkundige Fehler oder übertreiben Gefühle oder Konfliktsituationen spielerisch.

„Absichtliche Fehler“ können zum Beispiel bei festgefahrenen Konflikten eingesetzt werden. Alleine das Lachen bietet Kindern die Möglichkeit, aufgestaute Wut oder Frustration Luft zumachen.

„Übertreibungen können helfen Ängste zu bewältigen. Kleine Teile der Angstauslöser können in unserer übertriebenen Darstellung bearbeitet werden.

Wenn (meist ältere) Kinder Angst haben Fehler zu machen, kann diese durch ihr Lachen verringert oder ganz aufgelöst werden. Auch die daraus entstandene Anspannung wird dadurch gelöst. Wir können es ermutigen, so viele Fehler wie möglich in eine Tätigkeit oder einen Text einzubauen.

Beispiel:

Mein Sohn wollte sich zu keiner Tageszeit anziehen lassen, ich denke es hat ihn gelangweilt. Wir fingen an „Verkehrt“ zu spielen. Ich habe ihm zum Beispiel sein T-Shirt als Hose angezogen. Er ruft dann quietschvergnügt: „Verkehrt!“ und erklärt mir wo das Teil hinkommen soll. Ich zeige mich dann immer sehr erstaunt und stellte mich beim nächsten Kleidungsstück wieder künstlich blöd.

Beim Zähne putzen singe ich ihm Lieder vor und mache absichtlich Textfehler. Ich singe zum Beispiel: Alle meine Entchen, schwimmen im Kakao!“ Er gluckst vor lauter Lachen und ruft „Neeeein!“.

Wir können zum Beispiel bei einer Angst vor Schlangen so tun, als würden wir uns vor dem Zischlaut (den das Kind macht) sehr fürchten. Wir gehen dann langsam weiter zu den anderen Teilen, wenn das Kind dazu bereit ist. Wichtig ist, dass wir immer auf das Kind achten, wenn es ängstlich erscheint oder sich zurückzieht beenden wir das Spiel oder wandeln es ab.

Wenn unser Kind ein Medikament nicht einnehmen will, könnten wir versuchen eine verrückte Krankenschwester zu mimen. Sie will die Medizin zum Beispiel in die Zehen einfüllen, oder sie auf den Haaren des Kindes verteilen. Das Kind wird dann vergnügt versuchen, der echt einfältigen Frau zu helfen. Und zack, ist die Medizin dort wo sie hingehört. (Dieses Spiel hat ein supercooler Papa in einer Facebookgruppe vorgeschlagen.)

5. Trennungspiele

Wir schaffen eine zeitlich begrenzte und räumliche Trennung.

Wir finden uns gegenseitig und beenden die Trennung.

Wir bleiben nicht zu lange in unserem Versteck, wenn das Kind erste Anzeichen von Stress zeigt.

Das Lachen unseres Kindes baut in der Folge die inneren Anspannungen ab, welche eine Folge der entwicklungsbedingten Trennungsangst ist.

Beispiel:

Bei kleineren Kindern (bis ca. 1,5 Jahre) können wir  „Guck-Guck“ spielen (wir legen die Hände über unsere Augen, wenn wir sie wegnehmen rufen wir „Guck-Guck).

Mit älteren Kindern spielen wir Verstecken oder Fangen.

Ergebnis:

Wenn das Kind anfängt in den Kindergarten, oder zur Schule zu gehen, können wir so die Trennungsängste lindern. Das Kind entwickeln so ein Vertrauen, dass wir uns verlässlich wieder sehen.

Wenn die Mutter zum Beispiel unerwartet ins Krankenhaus muss, können jene Spiele neben anschließenden Gesprächen und viel Körperkontakt, das Trennungstrauma wieder auflösen.

6. Machtumkehrspiele

Wir geben vor schwach, ängstlich, ungeschickt, begriffsstutzig oder wütend zu sein.

Wir lassen zu, dass uns unser Kind umhaut, in Angst und Schrecken versetzt, uns warten lässt oder uns in einem Spiel besiegt.

Wir legen während des Spiels eine Sicherheitsgrenze fest. Wir können absprechen, dass das Wort „Stopp“ heißt, dass wir sofort aufhören.

Zitat aus dem Buch „Spielen schafft Nähe – Nähe löst Konflikte“

„Einige Eltern befürchten, dass diese Spiele die aggressiven Neigungen ihrer Sprösslinge verstärken. Doch die meisten stellen erstaunt fest, dass die Gewaltbereitschaft nach solchen Aktivitäten merklich nachlässt, während die Kooperationsbereitschaft wächst. Das liegt daran, dass die Kinder die Gelegenheit erhalten, starke oder schmerzliche Gefühle wie Frustration, Wut, Angst und Machtlosigkeit freizusetzen.“

Bei wirklicher Gewalt sind ist die Mimik der  Kindern verbissen, im Spiel jedoch steht der Spaß und das Lachen im Vordergrund.

Bitte schaut in solchen Situationen genauer hin, die tieferliegenden Bedürfnisse des Kindes sollen immer herausgefunden werden. Das Kind möchte vielleicht nicht angezogen werden, weil es nicht in den Kindergarten möchte.

Beispiel:

Wir veranstalten eine wilde Kissenschlacht mein Sohn schlägt spielerisch mit dem Kissen nach mir. Ich stelle mich dann sehr schwach und falle dann dramatisch zu Boden.

Hier gibt es noch einige Beispiele von Machtspielen in einem anderen Beitrag von mir: Powerspiele

Ergebnis:

Wir bieten unserem Kind ein gesundes Ventil um zum Beispiel Gefühle von Wut herauszulassen. Die innere Spannung wird durch sein Lachen abgebaut. Viele Kinder regen oft spontan Machtumkehrspiele an, wenn sie wütend sind. Wenn wir mitspielen können wir dazu beitragen, dass unser Kind seiner Wut, im sicheren Rahmen, Luft machen kann.

Wenn das Kind entwicklungsbedingte Ängste hat, können Machtumkehrspiele die Ängste lindern. Zum Beispiel wird das Kind selbst zu dem gefürchteten Tier, wir fürchten uns dann spielerisch. Meist lacht unser Kind dabei unbeschwert, was die innere Anspannung löst.

Das Lachen hat eine therapeutische Wirkung, es trägt  auch dazu bei, Ängste abzubauen, welche aus einem Hilf- und Machtlosigkeits-Gefühl entsteht.

7. Regressionsspiele

Wenn unser Kind vorgibt ein Baby, oder jünger zu sein als es ist, lassen wir uns spielerisch darauf ein. Wir machen Babyspiele mit ihm, füttern es, oder wiegen es in den Schlaf.

Wenn wir ein solches Spiel beginnen wollen, können wir zum Beispiel Baby-Fingerspiele beginnen. Oder wir füttern es, tragen es wie ein Baby, sprechen in einer wohlwollenden Babysprache mit ihm, usw.

Es besteht absolut kein Grund zur Sorge, wenn sich ein Kleinkind plötzlich wieder wie ein Baby benimmt. Jene Spiele finden häufig nach der Geburt eines Geschwisterkindes statt, weil sich die älteren Kinder von diesem verdrängt fühlen. Aber auch Einzelkindern sollte man dieses Spiel  gönnen. Wir fühlen uns ja auch geliebt und geborgen, wenn uns jemand zudeckt, oder für uns einen Kaffee zubereitet.

Beispiel:

Wenn das erst geborene Kind nach der Geburt eines Geschwisterchens, plötzlich wieder im Kinderwagen fahren will, spielen wir mit. Wir setzen es in den Kinderwagen und sprechen wie zu einem Baby mit ihm. Wir machen uns aber auf keinen Fall über seinen Wunsch lustig.

Wir können das Kind fürsorglich in eine Decke einwickeln und es sanft wiegen und ihm dabei ein Lied vorsingen. Es wird sich sicher und geborgen fühlen.

Ergebnis:

Das Kind fühlt sich gestärkt, was wiederum das Wachstum und die künftige Entwicklung positiv beeinflusst. Diese Art von Spielen, ist sozusagen eine kleine Verschnaufpause um Kraft zu tanken, um anschließend weitere Schritte in Richtung Unabhängigkeit zu gehen.

Der Rückzug in diese frühere Entwicklungsstufe ist für die Beziehung zwischen uns und dem Kind sehr bereichernd und kann auch heilend wirken. Das Kind fühlt sich sicher und geliebt, während es gleichzeitig Selbstvertrauen gewinnt.

Kinder die ein Geschwisterchen bekommen, erfahren so dieselbe Liebe die wir dem neugeborenen Kind schenken und fühlen sich so, gleich viel geliebt.

8. Aktivitäten mit Körperkontakt

Wir nehmen unser Kind sooft wie möglich in die Arme und kuscheln mit ihm, natürlich nur wenn dies unser Kind möchte.

Wir fördern spielerische Aktivitäten, die Berührungen einschließen. (miteinander tanzen, rangeln, …)

Wir schieben unser Kind niemals weg, wenn es Körperkontakt sucht. Wenn sich unser Kind an uns klammert, können wir ein Spiel daraus machen.

Wir achten stets darauf, die Grenzen unserer Kinder zu respektieren.

Beispiel:

Das Kind sitzt auf unserem Schoß und wir spielen „Hoppe Hoppe Reiter“. Wir können unser Kind huckepack tragen. Wir können mit ihnen „Sandwich“ spielen und das Kind legt sich, als der Belag, auf uns. Wir können mit ihnen Kreisspiele machen, bei denen wir uns an den Händen halten. Spielerisch Raufen kann Kindern ebenfalls viel Spaß machen.

Ergebnis:

Mit Körperkontakt-Spielen erlangen die Kinder ein Gefühl der eigenen Wertschätzung, Sicherheit, sowie Zugehörigkeit.

Das Kind denkt: „Wenn Mama gerne mit mir schmust, muss mein Körper etwas Gutes sein.“

Wenn unsere Kinder ängstlich sind, erfahren sie nur durch unsere Nähe, Sicherheit. Körperkontakt fördert eine positive Bindung zum Kind.

Die Berührung ist von der ersten bis zur letzten Stunde für uns Menschen von lebenswichtiger Bedeutung.

9. Kooperative Spiele

Wir laden unser Kind ein, gemeinsam zu singen, zu basteln, zu kochen usw.

Wir fördern kooperative Spiele (gemeinsam einen Turm aus Bausteine bauen, abwechselnd Geschichten erzählen, …)

Wir können wettbewerbsorientierte Spiele zu kooperativen Spielen abwandeln.

Wir können zum Beispiel mit dem Kind Tischtennis spielen, mit dem Ziel, gemeinsam den Ball so oft wie möglich hin und her zu spielen.

Wir betonen Aspekte wie Spaß haben, oder gemeinsam ein Ziel zu erreichen.

Beispiel:

Wir können das Stühlespiel „Reise nach Jerusalem“ abwandeln, dass keiner ausscheidet und somit zum Verlierer wird. Die Kinder sollen sich die Stühle teilen, wenn zu wenige davon übrig sind. Beim letzten Stuhl sollen die Kinder eine Möglichkeit finden, wie sie alle darauf sitzen können, oder ihn wenigstens zu berühren. Die Kinder werden diesem Spiel viel Freude abgewinnen können, denn es gibt die bittere Pille des Verlierens nicht.

Mit unseren Kindern können wir auch gemeinsam kochen oder die Hausarbeit erledigen. Wir bauen vielleicht ein Nonsensspiel ein, wir arbeiten außerdem auf ein gemeinsames Ziel hin.

Mit älteren Kindern können wir uns gemeinsam Geschichten ausdenken und sie abwechselnd weiter erzählen. Vielleicht denken wir uns 5 Worte aus und erzählen mit diesen Worten unsere Geschichte, die natürlich sehr humorvoll ist.

Ergebnis:

Das Gefühl Zusammengehörigkeit kann so wachsen, die Kinder können lernen einander zu helfen. Die Spiele stillen den Wunsch der Kinder, ihren Beitrag zu leisten. Sie lernen die Stärke des anderen und die eigenen kennen und spornen sich gegenseitig an. Das Gefühl der Verbundenheit und die Wertschätzung seiner Person wird gestärkt.

Besonders positiv wirken jene Spiele auf Kinder, welche wenig Willen zur Zusammenarbeit zeigen.

Ich gebe zu, das ich viel mehr mit meinem Sohn spiele, seit ich die tieferen Gründe kenne und mir deren heilende Wirkungen für mein Kind klar sind. Solche Spiele machen uns beiden Spaß und bereichern unser Familienleben sehr.

Ich möchte betonen, dass die Bindungsspiele kein „AUSSCHALTER“ für unerwünschtes Verhalten sind!

Bitte schaut euch alle konfliktreichen Situationen immer genauer an, denn die tieferliegenden Gründe für das kindliches Verhalten, sollen immer erforscht werden! Wir können die zugrundeliegenden Bedürfnisse ermitteln und darauf eingehen, unterstützend können die genannten Spiele gemacht werden.

Diese Spiele können auf jeden Fall dazu beitragen, dass das Kind mit seiner Gefühlswelt besser klar kommt.

In diesem Sinne: „Lasst die Spiele beginnen!“ 😉

Alles Liebe

Andrea

Andrea

Ich begleite dich gerne in eine liebevolle Beziehung zu deinem Kind! 

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Kategorie: Innere Welt der Kinder

von

Ich bin eine (meist) glückliche Mama eines Sohnes. Kaffee und Kuchen, die innere Welt der Kinder, sowie THE WORK sind meine Leidenschaften. Mein Herz schlägt für eine gleichwürdige Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ich mag dabei helfen, dass ihr euch mit eurem kleinen Menschen wieder verbinden könnt!