Innere Welt der Kinder

Kitzelattacken sind eine Qual für unsere Kinder!

WICHTIG: Das ist meine Definition von „Kitzelattacke“

Man hält das Kind fest und kitzelt es. Das Kind kann sich nicht befreien. Es wird weiter gemacht obwohl man merkt, dass das Kind weg will. Es geht in diesem Beitrag also um ÜBERGRIFFIGES Kitzen. Nicht um sanftes, achtsames Kitzeln, dagegen gibt es natürlich nichts einzuwenden.

Ein solches übergriffiges Kitzeln ist nämlich gar NICHT lustig!

Ich lese auf Facebook oft „Dann kitzle ich mein Kind ordentlich durch!“. In diesem Beitrag mag ich erzählen, warum ich mein Kind niemals durchkitzle bzw. was das ÜBERGRIFFIGE Kitzeln mit unseren Kindern macht.

Die gnadenlose „Kitzelmaschine“

Als ich ein Kind war, liebte ich die Besuche meines Onkels. Wir erlebten zusammen die aufregendsten Abenteuer im Urwald, am Mond oder in der Wüste. Seine Fantasie war nahezu grenzenlos.

Doch wenn er zur „Kitzelmaschine“ wurde, fühlte ich mich mit einem Schlag wie gelähmt. Er riss dann seine Augen weit auf und machte ein witziges Motorengeräusch. Dabei ging er ein paar Schritte wie in Zeitlupe, um sich dann plötzlich mit lautem Geschrei auf mich zu stürzen. Das Grauen begann. Er hielt meinen Fuß fest und kitzelte meine Fußsohle wie verrückt. Mein Onkel lachte, ich lachte.

In Wirklichkeit aber, starb ich dabei tausend Tode. Denn ich bekam keine Luft mehr, alles tat mir vom Lachen weh. Ich war ihm körperlich völlig unterlegen und konnte meinen Fuß nicht befreien, so sehr ich das auch versuchte.

Ich wollte laut „Stopp!“, „Bitte hör auf!“, „Es tut mir alles weh!“ brüllen, doch aus meinem Mund kam nur dieses quälende, schmerzhafte Lachen.

Als er endlich meinen Fuß losließ, rannte ich erschöpft in mein Zimmer und verstand die Welt nicht mehr. Wenn daran denke, kann ich heute noch diesen unerträglichen Schmerz (ja Schmerz!) auf meinen Fußsohlen spüren.

Eine liebe Freundin hat mir eine ähnliche Geschichte aus ihrer Kindheit erzählt. Ihre Mama lief ihr jeden Abend, kurz vor dem Schlafengehen nach und jagte sie spielerisch ins Bett, dann startete sie eine Kitzelattacke. Ihre Mutter lachte dabei Tränen. Meine Freundin vergoss die Tränen innerlich. Sie fühlte sich hilflos und hoffte, dass es diesmal nicht so lange andauern würde. Sie fragte sich als Kind, warum diese Kitzelattacken so schlimm für sie waren, wo ihre Mama so viel Spaß dabei hatte.

Wie viele Erwachsene lieben es, gekitzelt zu werden? Wahrscheinlich nicht so viele.

Warum nehmen wir an, dass alle Kinder an Kitzelattacken Spaß haben?

Weil unsere Kinder dabei lachen? Dieses „Lachen“ beim Kitzeln, ist meist kein wohliges Lachen aus Freude, sondern ein Reflex in Form von unfreiwilligem Lachen, Schreien oder Zuckungen.

Die Kinder können nicht aufhören zu lachen, bevor die „Kitzelmaschine“ sein gekitzle endlich beendet. Obwohl sie dabei lachen, leiden sie meist dabei. Ich finde, es gleicht eindeutig einem Schmerzgefühl.

Außerdem fühlen sich unsere Kinder dabei völlig machtlos, denn wir Erwachsenen sind ihnen körperlich deutlich überlegen. Diese überwältigende Hilflosigkeit macht die Kinder oft wütend und/oder ängstlich.

Wenn wir unsere Kinder festhalten, sodass sie sich nicht befreien können, ist dies übergriffig, obwohl die Kinder dabei lachen!

Natürlich gibt es auch Kinder, die es lieben, sanft gekitzelt zu werden. Solange dies achtsam geschieht, ist es völlig ok! Wie gesagt, geht es mir ums Festhalten und um Grenzüberschreitungen.

Kitzeln wurde früher sogar als Folterwerkzeug eingesetzt

„Kitzeln als Folter überlebte bis ins Mittelalter und die Zeit des kolonialen Amerika, allerdings im Wesentlichen zur öffentlichen Demütigung. Der „Stock“ war eine spezielle Form des Prangers, die entworfen wurde, um die nackten Füße des Opfers zu fixieren, damit Passanten die Fußsohlen kitzeln konnten. Zum Kitzelreiz selbst kommen nach längerer Zeit durch das Lachen und Bewegungsreflexe verursachte Lungen- und Muskelschmerzen.

(Quelle Wikipedia)

Was können wir statt Kitzelattacken anbieten?

Wenn Kinder den Wunsch nach Kitzeln äußern, ist dies meist eine Strategie um ihr Bedürfnis nach Körperkontakt zu erfüllen.

Mögliche Alternativen:

  • Für das Kind vorhersehbares Kitzeln, zum Beispiel mithilfe eines Liedes, Reimes oder mit einem Spiel verbunden. Dabei ist es wichtig, sehr genau auf das Kind zu achten. Wir hören sofort auf, wenn sich das Kind zurückzieht.

  • Wildes oder liebevolles kuscheln

  • Eine liebevolle Rückenmassage

  • Das Kind ist die „Kitzelmaschine“ und kitzelt uns

Ich hoffe ich konnte euch mit meinem Artikel inspirieren, die „Kitzelmaschine“ einfach abzuschalten :-).

Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass es mir nicht um ein sanftes, liebevolles Kitzeln geht! Solange sich das Kind befreien kann und seine Grenzen akzeptiert werden, habe ich dagegen absolut nichts einzuwenden!

Alles Liebe

Andrea

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Hier habe ich über „The Work“ nach Byron Katie geschrieben: Dein Kind ist für keines, deiner Gefühle verantwortlich!

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Kategorie: Innere Welt der Kinder

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Ich bin eine (meist) glückliche Mama eines Sohnes. Kaffee und Kuchen, die innere Welt der Kinder, sowie THE WORK sind meine Leidenschaften. Mein Herz schlägt für eine gleichwürdige Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ich mag dabei helfen, dass ihr euch mit eurem kleinen Menschen wieder verbinden könnt!