Bedürfnisse
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Erfülle deine Bedürfnisse – Dein Kind

Teil 4: Wie du aufhörst deinem Kind die Verantwortung für deine Bedürfnisse zu geben   

 

Es gibt viele Strategien um ein und dasselbe Bedürfnis zu erfüllen

 

Mögliche Strategien, um mein Bedürfnis nach Nahrung zu erfüllen:

  • Ich gehe in ein Restaurant und bestelle mir einen Salat
  • Ich schnappe mir einen Apfel aus der Obstschale
  • Ich bitte meine Partner mir was zu kochen
  • Ich koche für mich Spaghetti Carbonara

Würden wir jemals auf die Idee kommen, dass uns unser Kind das Bedürfnis nach Nahrung erfüllen muss?

“Kind, koch mir was, sonst werde ich jämmerlich verhungern!”

Hört sich irre an, oder?

Trotzdem haben wir bei anderen Bedürfnissen öfters den Gedanken, dass es unser Kind ist, welches unsere Bedürfnisse stillen muss.

Die Schlüsselfrage ist dann:

Bin ich in der Verantwortung mir selbst gegenüber oder plumpse ich gerade in die Opferrolle und fühle mich bedürftig meinem Kind gegenüber?

 

Bedürfnis nach Wertschätzung

“Jetzt hab ich mich mit dem Essen so bemüht und mein Kind will lieber etwas anderes.”

Ja natürlich, das ist enttäuschend. Für mein Wohlbefinden bin jedoch ich verantwortlich. Wenn es mir schlecht geht, weil mein Kind das liebevoll zubereitete Mahl nicht essen will. Dann liegt es an mir, nachzusehen, was da in mir los ist.

Ich sollte sehen, dass ich auch für mich selbst koche. Ich sollte sehen, dass ich keine Gegenleistung von meinem Kind erwarten kann. Es ist mein Job mein Kind zu ernähren. Und wenn ich Wertschätzung brauche – aber von meinen Lieben keine bekomme – kann ich mich selbst wertschätzen und mir heilsame Selbst-Empathie schenken.

Und im Endeffekt würde es mich gar nicht glücklich stimmen, wenn mein Sohn so tut, als würde es ihm schmecken. Genauso wenig, wie ein erzwungenes “Danke, fürs Essen!”.

 

Ich mache so viel für dich

Wir haben etwas Aufwendiges für unser Kind gekocht. Wir haben für unser Kind das Treffen mit unserer Freundin abgesagt. Wir bleiben für das Kind eine halbe Stunde länger am Spielplatz. Wir geben unser hart verdientes Geld für Spielzeug aus.

Doch unser Kind besitzt die Frechheit das nicht wertzuschätzen. Ein dahin gemurmeltes „Danke.“ und das war’s! Wir werden wütend. Nennen unseren kleinen Menschen „undankbar“. Vielleicht fühlen wir uns in diesem Moment wertlos.

Fakt ist, dass es unsere höchst eigene Entscheidung war, etwas für unseren kleinen Menschen zu tun.

Nein, unser Kind hat keinen solchen Vertrag unterschrieben:

 

 

Mama-Kind-Vertrag

Mama kauft mir das ersehnte Puzzle.

Als Gegenleistung muss ihr solange Wertschätzung für ihr Geschenk geben, bis sie sich wertvoll fühlt.
Ich schulde ihr außerdem den ganzen Tag Gehorsam. Ich werden keine weiteren Wünsche an sie aussprechen.

Darüber hinaus werde ich für den Rest des Tages glücklich sein.

 

_________________

(Unterschrift Kind)

 

Wenn wir ehrlich mit uns sind, erwarten wir für unser “selbstloses” Handeln oft eine Gegenleistung von unserem Kind.

Klar, können wir unser Kind zwingen uns Wertschätzung zu geben. Es ist von uns abhängig und wir haben die Macht.

Doch würde uns das erfüllen?

Würde davon unser Bedürfnis nach Wertschätzung wirklich gestillt werden?

Wie wäre es, wenn wir wirklich nur das geben, was wir unserem Kind von Herzen schenken wollen. Und zwar ohne Gegenleistung.

Und anstatt den Umweg über unser Kind zu gehen, können wir uns selbst Wertschätzung schenken! Oder jemanden anderen darum bitten (In Woche 5 erfährst du mehr darüber).

 

Autonomie

“Ab ins Bett, ich will Zeit für mich!”

Mich macht es oft kribbelig, wenn mein Kind abends länger wach ist. Ich sehne mich dann nach Autonomie. Will dann endlich das machen, was ich will.

Wenn ich mein Kind jetzt zum Schlafengehen “zwinge”, obwohl es nicht müde ist, um mein Bedürfnis nach Autonomie zu erfüllen. Dann übergebe ich wieder meinem Kind die Verantwortung für mein Wohlbefinden.

“Nur wenn du schläfst, geht es mir gut. Ob du müde bist oder nicht, ist mir egal.”

Autsch.

 

Die Welt der 1.000 Möglichkeiten

Lieber mache ich mich frei von “Entweder mein Bedürfnis oder dein Bedürfnis” und entdecke die Welt der vielen Möglichkeiten (bzw. Strategien):

  • Ich könnte abends jemanden bitten auf mein Kind zu achten.
  • Ich könnte tagsüber jemanden bitten mit meinem Kind etwas zu unternehmen. Denn mein Bedürfnis nach Autonomie ist zeitunabhängig.
  • Oder ich könnte abends einen Film mit meinem Kind ansehen, der jugendfrei ist. Die meisten Liebes-Komödien sind das und ich liebe solche Filme.
  • Oder ich finde gemeinsam mit meinem Sohn ein Spiel für ihn, welches er alleine spielen kann. Hörbuch, Film, Tiptoi-Bücher, …
  • Oder, ich stehe bewusst früher auf (als mein Kind) und nehme mir so meine Zeit für mich.

Und: Natürlich schaue ich hin, wenn mein Sohn völlig übermüdet ist und begleite ihn liebevoll in den Schlaf.

 

Bedürfnis nach Ruhe

“Nur wenn du auf dein Bedürfnis verzichtest, geht es mir gut.”

Mein Sohn hat den Fernseher ziemlich laut gestellt. Es ist ihm anscheinend wichtig, dass der Ton sehr deutlich zu hören ist.

Mein Bedürfnis ist in diesem Moment Ruhe. Ich bin empfindlich, wenn es um Lautstärke geht.

Viele denken jetzt vielleicht: “Der Fernseher wird leiser gemacht. Basta!”

 

Doch – was wäre, wenn es unserem Partner wichtig wäre, lautstark zu fernsehen?

Wenn unser Gegenüber ein Erwachsener ist, können wir plötzlich super für unser Bedürfnis sorgen und wir verlassen zum Beispiel das Zimmer oder geben uns Ohropax rein. Oder wir finden andere Strategien, die zum Stillen unseres Bedürfnisses führen.

Wieso können wir nicht gut für uns sorgen, wenn es sich um unser Kind handelt?

Warum erwarten wir von unserem Kind, dass es für unser Bedürfnis die Verantwortung übernimmt?

Eigentlich sehr unlogisch, oder? Von den kleinen Menschen, die noch nicht mal für ihre eigenen Bedürfnisse sorgen können, erwarten wir, dass sie unsere Bedürfnisse erfüllen.

 

Übrigens…

macht mein Herzensglückskind den Fernseher sehr oft leiser, wenn ich ihn darum Bitte. Doch eine Bitte ist eine Bitte und kann natürlich auch abgelehnt werden. Auch kleine Menschen dürfen das! (Du erfährst hier mehr über Bitten.)

 

Bedürfnis nach meiner körperlichen Unversehrtheit

“Ich bin das Opfer und du der Täter.”

Wenn Kinder hauen, tun sie das, weil sie sich im Moment nicht anders ausdrücken können. Sie sind dann meist in großer Not.

Oft passiert es, dass wir Erwachsenen in die Opferrolle fallen und unserem Kind die Verantwortung für unsere Unversehrtheit zuschieben.

Doch wir sind unseren Kindern physisch und psychisch deutlich überlegen. Auch wenn wir uns machtlos fühlen, haben wir Erwachsenen die Macht. Dies ist eine Tatsache.

Wir sind es, die uns selbst schützen müssen. Nicht unser Kind! Diese Verantwortung sollte kein Kind tragen müssen.

Denn so wird es zum Täter und der Erwachsene zum Opfer. Dies wirkt vergiftend auf die Erwachsenen-Kind-Beziehung.

Ich habe die Macht Strategien einzusetzen, welche mich schützen:

  • Ein authentisches “Nein” rufen
  • Die Hände schützend vor meinen Körper halten
  • In ein anderes Zimmer gehen
  • Ein Fangenspiel beginnen
  • Mein Kind hochnehmen und es durch die Luft wirbeln (bitte genau beobachten, ob dies für das Kind passt)
  • Wenn es für mich ok ist, das Kind auf meine Handflächen schlagen lassen

 

Klar, sag ich es, dass ich nicht gehauen werden will. Doch die Opferrolle können wir uns dabei schenken.

 Zum Trost: Ab einem bestimmten Alter können Kinder ihre Wut kontrollieren.

 

Ich will es nochmals deutlich in die Welt rufen:

Mein Kind ist nicht für meine Bedürfnisse zuständig! Sondern ich selbst.

Fallen wir nicht in die blöde Opferrolle, wenn das Kind unser Bedürfnis nicht erfüllen will.

Wenn wir unserem Kind die Verantwortung für unsere hungernden Bedürfnisse geben, wachsen im Kind vielleicht schmerzhafte Glaubenssätze wie:

  • “Ich muss die Bedürfnisse der anderen erfüllen.”
  • “Meine Bedürfnisse sind nicht wichtig.”
  • “Ich bin schuld, wenn es anderen schlecht geht.”
  • “Wenn ich für mich selbst sorge, muss ich mich schuldig fühlen.”

Unser Kind kann die Verantwortung für unsere Bedürfnisse nicht tragen.

Es gibt viele Wege (Strategien) unsere Bedürfnisse in Einklang zu bringen. Diese Möglichkeiten können wir aber nur sehen, wenn wir die Opferrolle verlassen.

Wir sind nicht abhängig von unserem Kind. Aber unsere Kinder sind in vielen Dingen völlig abhängig von uns. Sie sind es, die Schutz brauchen!

 

Also, raus aus der Opferrolle und rein in die Selbstverantwortung!

 

Ich finde es so wichtig, gut für uns selbst zu sorgen. Denn nur so können wir unseren Kindern in bedingungsloser Liebe und ohne Erwartungen begegnen.

Entdecken wir, dass es zahlreiche Strategien gibt, welche wir nutzen können. Ja klar, wir können auch unser Kind darum bitten. Doch wenn der kleine Mensch “Nein” sagt, wissen wir, dass wir selbst die Gestalter unseres Lebens sind.

Das ist doch eine gute Nachricht, oder? 🙂

Selbstbestimmte Grüße

Andrea

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Kategorie: Bedürfnisse

von

Ich bin eine (meist) glückliche Mama eines Sohnes. Kaffee und Kuchen, die innere Welt der Kinder, sowie THE WORK sind meine Leidenschaften. Mein Herz schlägt für eine gleichwürdige Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ich mag dabei helfen, dass ihr euch mit eurem kleinen Menschen wieder verbinden könnt!

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