Teil 3: Bedürfniswahrnehmung trainieren, wie du im Alltag leicht bemerkst, ob du ein Bedürfnis hast und welches es ist
Anzeichen dafür, dass ein Bedürfnis hungert
Sobald ein Bedürfnis hungert, produziert unser Körper unangenehme Gefühle.
Sozusagen als Wecker, damit wir um uns selbst kümmern!
Merkmale von Gefühlen: Sie sind wandelbar, flüchtig und verschwinden, wenn sie ausgedrückt werden. Wenn sie unterdrückt oder weggeschoben werden, kommen sie immer wieder.
Und andere Menschen oder Situationen nur Auslöser von Gefühlen.
Der Grund sind stets Bedürfnisse, die in diesem Augenblick nicht erfüllt sind.
Hier sind einige Gefühle, die entstehen, wenn bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt sind:
traurig, hilflos, ohnmächtig, einsam, betroffen, schuldig, verzweifelt, schwermütig, bedrückt, unzufrieden
schockiert, erschreckt, panisch, bestürzt, besorgt, skeptisch, vorsichtig, schüchtern, peinlich, nervös, irritiert, Angst haben, unsicher, verlegen, schäme mich
empört, entsetzt, ärgerlich, unzufrieden, gleichgültig, frustriert, genervt, fassungslos, angespannt, neidisch, wütend
erschöpft, ungeduldig, unruhig, voller Ekel, gestresst, kalt, gelangweilt, verwirrt, träge, gleichgültig, durcheinander, hungrig, unwohl, müde
Beispiel Nr. 1: Deine Kinder streiten sich
„Mama, sie gibt mir die Puppe nicht!“ Dein Sohn schubst deine Tochter weg und krallt sich die Puppe. Deine Tochter erhebt sich und schwört Rache. Dein Bauch verkrampft sich.
Der Wecker für dein hungerndes Bedürfnis beginnt in Form eines unangenehmen Gefühls zu läuten. Vielleicht ist es Wut? Oder Ohnmacht? Oder Traurigkeit? Oder ganz anderes Gefühl?
Für welches hungerndes Bedürfnis klingelt dein Wecker?
- Ist es Ruhe, weil der Streit so laut ist?
- Ist es Zusammengehörigkeit, die du durch den Streit vermisst?
- Oder Harmonie, die so liebst und in diesem Moment nicht kriegst?
- Ist es Freude, nach der du dich sehnst?
- Ist es das Bedürfnis nach Schutz deiner Familie, weil du Angst hast, dass sie sich verletzten?
- Oder das Bedürfnis nach Gesehen-werden? (du hast vorhin eine Lösung für den Streit angeboten, welche abgeschmettert wurde)
Beispiel 2: Dein Baby will nachts zum (gefühlten) hundertsten Mal stillen
Dein Baby weint und will schon wieder gestillt werden. Dein Gefühls-Wecker läutet vielleicht in Form von Verzweiflung. Oder Wut.
Für welches Bedürfnis läutet dein Wecker?
- Sehr wahrscheinlich, für das nach Schlaf.
- Vielleicht auch für das nach Autonomie?
- Oder für dein Bedürfnis nach Empathie?
- Oder für dein Bedürfnis nach Bewegung, weil du schon lange seitlich liegst, damit dein Kind stillen kann?
Beispiel 3: Dein Sohn will den Schlafanzug angezogen bekommen
Dein Tag war übervoll. Als dein 5-Jähriger sagt, dass du seinen Schlafanzug anziehen sollst, wirst du grantig und motzt ihn an. Du fühlst Wut in dir.
Welche Bedürfnisse hungern schon den ganzen Tag in dir?
- Dein Bedürfnis nach Selbstbestimmung?
- Dein Bedürfnis nach Unterstützung?
- Oder das nach Wertschätzung?
- Das für Wertschätzung?
- Oder das nach Ruhe?
- Oder vielleicht dein Bedürfnis nach Alleinsein?
- Oder das nach Sinnhaftigkeit deines Tuns?
Wenn unangenehme Gefühle in dir hochkommen:
Frage dich liebevoll: Welches Bedürfnis hungert in mir?
Alleine das Wahrnehmen der hungernden Bedürfnisse ist heilsam!
Denn es ist gelebte Empathie dir gegenüber.
Empathische Grüße
Andrea