Teil 1: Bedürfnisse benennen, finde Klarheit über deine Kernbedürfnisse
Was sind Bedürfnisse?
Die Humanpsychologie beschäftigte sich eingehend mit dem Thema Bedürfnisse, der berühmteste Vertreter ist Carl Rogers (Psychologe und Psychotherapeut).
Marshall Rosenberg hat diese Erkenntnisse für die alltägliche Nutzung vereinfacht und nannte sie „Gewaltfreie Kommunikation“ und definiert Bedürfnisse so:
Bedürfnisse haben folgende Eigenschaften
- Universell: Alle Menschen haben die gleichen Bedürfnisse.
- Positiv: Bedürfnisse sind etwas, was zur Schönheit des Lebens beiträgt.
- Abstrakt: Bedürfnisse sind keine konkreten Handlungen!
Außerdem sind Bedürfnisse unabhängig von bestimmten
- Orten
- Zeiten
- Personen
Wir haben stets mehrere Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Und dabei gibt es eine gefühlte Rangordnung.
Wenn z.B. unser Bedürfnis nach Schutz nicht genug erfüllt ist, werden wir nicht ruhig lesen können. Wenn wir starken Hunger haben, ist uns alles andere unwichtig. Nach der Befriedigung des Bedürfnisses macht es dem nächsten Bedürfnis Platz.
Wir unterscheiden körperliche, persönliche und soziale Bedürfnisse. Wir Menschen sind in unseren sozialen Bedürfnissen voneinander abhängig.
Eigene Bedürfnisse zu erkennen erweitert deinen Handlungsspielraum
Wir machen uns oft von Strategien abhängig. Zum Beispiel: Ich muss alleine auf der Couch liegen, um Ruhe zu bekommen. Oder: Ich brauche eine Massage um mich entspannen zu können.
Doch Strategien und Bedürfnisse sind völlig verschiedene Dinge!
Ein einziges Bedürfnis kann von vielen Strategien erfüllt werden.
Ein Bedürfnis – Viele Strategien
Dein Bedürfnis nach Ruhe kannst du mit mehreren Strategien erfüllen.
- Lesen
- Spazieren gehen
- Film schauen
- Musik hören
- Genüsslich Kaffeetrinken
- Beim Fenster rausschauen
Welche Strategien fallen dir noch ein?
Lass dich nicht davon abhalten dein Bedürfnis zu erfüllen, auch wenn du nur wenige Minuten Zeit hast. Jede Sekunde, die du investierst, füllt dein Bedürfnis ein Stück weit auf.
Zum Beispiel: Wenn du in der Kassen-Warteschlange stehst, kannst du mit der Strategie: „Ich atme in meinen Bauch und entspanne meine Schultern.“, dein Bedürfnis nach Ruhe ein Stück weit stillen.
Du brauchst also keine 5 Stunden Zeit um ein Bedürfnis zu stillen, sondern Fantasie. 😊
Lass dich von den Bedürfniserfüllern inspirieren!
Eine Strategie – Viele Bedürfnisse
Wenn du dir ein bestimmtes Shirt kaufst, kann dir diese Strategie verschiedene Bedürfnisse erfüllen:
- Bedürfnis Wertschätzung: Du kaufst es dir, weil du dich für eine geschaffte Prüfung belohnen willst.
- Bedürfnis Zugehörigkeit: Du kaufst es dir, weil auf dem Shirt das Logo deines Vereines darauf ist.
- Bedürfnis nach Sicherheit: Du kaufst es dir, damit es dich vor der Sonne schützt.
- Bedürfnis nach Entspannung: Kleidung für dich einzukaufen, hat für dich eine entspannende Wirkung.
- Bedürfnis nach Freude: Du liebst es was Neues zu besitzen. Du empfindest dabei Freude im Bauch.
- Bedürfnis nach Kontakt: Die Verkäuferin im Laden ist deine Freundin. Du nutzt den Kauf als Vorwand, um euren Konflikt beizulegen.
Im „Skript zum Einführungsseminar “Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg zusammengestellt von Christian Rüther“ habe ich eine geniale Liste zur Inspiration gefunden:
Es geht hier um „Du-hast-mich-Gefühlswörter“ (DHM-Gefühle). Also Wörter, die eine Interpretation des Verhaltens vom Gegenüber beinhalten. In diesen Aussagen steckt stets der Vorwurf, dass der andere Schuld ist, dass es mir nicht gut geht. Wir wissen, dass uns dies, schnurstracks in das Land der Hilflosigkeit führt.
Schauen wir lieber, welche Bedürfnisse dahinterstecken könnten!
Neugierige Grüße
Andrea