„Mein Sohn wird so schnell wütend, ich weiß nicht was ich tun soll.“
„Mein Sohn haut seine kleine Schwester, ich bin so verzweifelt!“
„Meine Tochter mag plötzlich nicht mehr in den Kindergarten, ich bin unschlüssig was ich tun soll.“
„Meine Tochter lässt sich nicht anziehen, ich weiß nicht wie ihr ihr helfen kann.“
„Wir haben alles Mögliche ausprobiert, nichts hat geholfen…“
Jesper Juul, ein großartiger Familientherapeut, schlägt verzweifelten Eltern unter anderem das vor:
Sprich mit deinem Kind darüber!
Bereite dich auf das Gespräch vor, schreibe auf was das Verhalten deines Kindes mit dir macht. Rede mit deinem Kind so, wie du mit einem guten Freund sprechen würdest. Sei ehrlich, sag dass du keine Ahnung hast was du falsch machst, dass du alles versucht hast und nichts geholfen hat.
Wenn du es dann liest und es dich zu Tränen rührt, dann ist es genau richtig. Es wird dein Kind erreichen. Lade dein Kind auf ein Stück Kuchen ein und trage dein Anliegen vor. Frage dein Kind anschließend, was es dazu sagt und ob ihm eine Lösung für das Problem einfällt.
So wird es ein berührender Dialog
Deine Sicht der Dinge:
Sei authentisch
Sprich in eigenen Worten, verwende keine kindgerechte Sprache. Frage dich selbst: Was macht das Verhalten deines Kindes mir dir? Wovor hast du Angst? Was rührt dich? …. Nur wenn du dich verletzlich zeigst, kannst du dein Kind erreichen. So bist du ein gutes Vorbild was Selbstreflexion angeht. Bringe es auf den Punkt, halte es so lang wie notwendig und so kurz wie möglich.
Sage es in der Ich-Form, lass Du-Botschaften weg
„Ich bin hilflos und wütend, wenn deiner kleinen Schwester weh getan wird!“ anstatt „Du bist so ein böses Kind!“ Bleib bei dir und deinen Gefühlen! Lass Gesprächskiller wie zum Beispiel „Das macht man nicht!“ weg.
Keine Vorwürfe
Moralisieren, Schimpfen und Vorwürfe blockieren automatisch etwas im Gehirn deines Kindes, so kann es nichts mehr aufnehmen. Es lernt ausschließlich, dass es falsch ist. Anstatt dein Kind „schuldig“ zu machen, sollen deine eigenen Anteile am Konflikt angesprochen werden.
Fragen an dein Kind (Neugierig auf dein Kind sein):
Sei dir klar, die Verantwortung für die Stimmung in der Familie tragen ausschließlich die Erwachsenen, nicht die Kinder. Höre ihm nicht nur mit dem Ziel auf Besserung zu, sondern um dein Kind noch besser kennen zu lernen.
„Was sagst du dazu?“
Ohne dein Kind gefragt zu haben, kennst du nur deine Sicht auf die Dinge. Diese Art von Fragen fördern zudem die Reflexionsfähigkeit des Kindes. Wenn das Kind seine Gefühle auf die sprachliche Ebene heben kann, muss es nicht mehr so oft auf Verhalten zurückgreifen die für uns Eltern problematisch sind.
„Was macht dich so … (wütend, traurig, …)?“
Das Wort „was“ ist ausschlaggebend, es ist ein haushoher Unterschied zu dem Wort „warum“. Sagst du „Warum bist du so wütend?“ ist es meist vorwurfsvoll, es impliziert, dass es keinen Grund gibt wütend zu sein. Fragst du jedoch „Was macht dich so wütend?“ zeigst du, dass du an dem Beweggrund deines Kindes interessiert bist.
„Hast du eine Idee für eine Lösung?“
Kinder sind meist sehr kreativ in der Lösungsfindung. Sei neugierig auf die Gedanken deines Kindes, hör auf schon vorher zu wissen was es sagen wird. Wenn deinem Kind keine Lösung einfällt, kannst du es darum bitten in den nächsten Tagen darüber nachzudenken.
Viele werden jetzt über ihre Kleinkinder sagen, dass diese keine Lösungsvorschläge haben. In jedem Falle spürt dein Kind aber, dass seine Gedanken für dich wichtig sind, dass du es in seiner Not siehst. Es lernt auch über sich nachzudenken, seine Gefühle auszudrücken, sich selber wichtig zu nehmen. Dies sind alles Dinge die für dein Kind nachhaltig sind. Selbst wenn es nichts sagt, wird es eine Wirkung auf dein Kind haben. Außerdem vertieft diese Art von Dialog eure gegenseitige Beziehung merklich.
Verzeiht mir bitte die Befehlsform an einigen Stellen, ich wollte absichtlich nicht „man“ schreiben. Ich denke, so klingt es persönlicher und ich werde besser „gehört“. Dieses Thema ist mir so wichtig, denn solche Dialoge sind für mich und mein Herzensglückskind so bereichernd.
In diesem Sinne wünsche ich euch wunderschöne Gespräche mit euren Kindern und vergesst nicht auf euer Herz zu hören.
Andrea
Brauchst du Unterstützung? Wir schaffen das!
4 Kommentare