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Der kleine Milchvampir – Die wunderbare Autorin erzählt ihre Stillgeschichte

Sandra Schindler

 

Sandrea Schindler(Copyright Fotografin: Ruth Frobeen)

ist die Autorin des Buches

„Der kleine Milchvampir“.

Ich bin ganz hingerissen von diesem liebevoll gestalteten Buch. Hier habe ich eine Rezension zum Buch geschrieben!

Vor einiger Zeit habe ich euch auch meine Stillgeschichte erzählt.

–>Meine (Ab)Stillgeschichte

Ich habe Sandra gebeten uns auch an ihrer Stillgeschichte teilhaben zu lassen. (Sie hat mir ihre Geschichte kurz vor der Veröffentlichung ihres Buches erzählt). Hier ist ihr Beitrag für euch:

 

08.09.0216

Liebe Andrea,

du hast dir einen Text darüber gewünscht, wie das bei mir mit dem Abstillen war und wie ich mich von der Gesellschaft nicht habe beirren lassen.

Die Wahrheit ist: Das kann ich nicht, denn ich habe mich sehr wohl beirren lassen, auch wenn ich das nie zugegeben hätte. Es waren immer wieder diese kleinen Seitenhiebe, die man versucht auszublenden, die aber doch im Unterbewusstsein Einfluss auf deine Entscheidungen nehmen.

Es ging schon damit los, dass ich, kaum dass das Baby 4 Monate alt war, gefragt wurde, wann ich denn ans Zufüttern dächte. Ähm. Gar nicht – in dem Alter. Das Kind bekam das in die Hand gedrückt, was es spannend fand (und was keine Schadstoffe enthielt). Und wenn es etwas davon abgenagt hat, schön. Aber das hatte für mich nichts mit Zufüttern zu tun. Und Babybrei hat die Evolution auch nicht vorgesehen, also warum sollte ich jetzt damit anfangen?

Ich stillte also weiter und ließ Mini an dem Essen herumnagen, das sie interessierte. Als sie ein halbes Jahr alt war, kamen die Kommentare zum Thema Zufüttern häufiger. Ich hielt an meinem Konzept fest – und so langsam aß das Kind auch nebenbei immer häufiger am Esstisch mit. Aber weder das Baby noch ich dachte deshalb ans Abstillen.

Das Kind wurde ein Jahr alt. „Sag mal, wann willst du denn eigentlich abstillen?“ – oder noch deutlicher „Na, wann hörst du denn mal auf damit? Ist ja langsam Zeit, oder?“, solche Sätze hörte ich jetzt öfter. Nur:

Ist das nicht allein unsere Entscheidung – meine und die meiner Tochter?

 

Anfangs hatte ich – ganz wie du – immer und überall in der Öffentlichkeit gestillt, selbst im Theater. Das fanden die Leute süß. Doch irgendwann ändert sich das halt. Ein gestilltes Kleinkind, das ist heutzutage nicht mehr niedlich, sondern abartig, geradezu unnatürlich.

Ich wusste, dass Kleinkinder in der Steinzeit an die 4 Jahre gestillt wurden und dass es in den Urvölkern noch immer so Brauch ist. Aber wer Wert legt auf Natürlichkeit, der ist heutzutage ja sowieso oft gleich als Outsider verschrien. Okay, so weit nichts Neues. Wir sind sowieso schon bekannt als die komischen Ökoveganer. Egal. Ich habe kein Problem damit, dazu zu stehen.

Aber wie stand ich dazu, dass mein mittlerweile zweijähriges Kind mir am See das Bikinioberteil langzog, „Hmmm, lecker, Milch!“ murmelte und mit gierigem Blick andockte, ehe ich mich versah? Natürlich schreckgeweitete Augen der anderen Badegäste inklusive.

Um ehrlich zu sein: Es war mir peinlich. Und ich wollte das nicht, zumindest nicht mehr vor anderen Leuten. Mini sah das anders. Gerade die Sommerzeit schien sie zu animieren: „Back to the roots“ und so.

Vor der Badesaison waren wir schon beim einmaligen nächtlichen Stillen angekommen, aber solange ich so leichtbekleidet durch die Gegend lief, spielte meine Tochter nach Herzenslust Selbstbedienungstheke. Und je häufiger sie sich bediente, desto weniger wollte ich am Stillen festhalten.

Heute frage ich mich, ob ich diese plötzliche Abneigung gegen das Stillen auch entwickelt hätte, wären die ganzen Kommentare und die Blicke am See ausgeblieben. Vermutlich hätte ich länger gestillt.

Noch immer werde ich manchmal wehmütig, wenn ich daran denke, wie schnell dann alles vorbei war.

 

Und das kam so: Ich unternahm einige halbherzige Versuche, das Kind abzustillen. Mein Mann sah, wie sehr ich, die ich lange und gern gestillt hatte, inzwischen darunter litt. Er versuchte, mich zu unterstützen, indem er Mini ins Bett brachte. Aber es funktionierte nicht. Sie verlangte nach Mama, verlangte nach Milch – und ich gab nach, denn ich war nicht wirklich entschlossen aufzuhören.

In dem Punkt überschneidet sich unsere (Ab-)Stillgeschichte, Andrea. Der Wunsch war da, aber gleichzeitig wollte ich nicht loslassen. Ich erinnere mich daran, wie ich verzweifelt meine Hebamme anrief, mit einer Stillberaterin sprach, andere Langzeitstillmamas um Rat fragte. Keiner hatte eine Lösung parat.

Ich suchte nach einem Kinderbuch, in der Hoffnung, Mini damit animieren zu können, von der Muttermilch abzulassen. Blöderweise gab es keins. Tja, und so kam ich zum Schreiben.
Offenbar löste allein die Tatsache, dass ich das Buch geschrieben hatte, irgendeinen merkwürdigen Zauber aus.

Zwei Wochen später war das Thema Stillen Geschichte.

 

Jetzt, so kurz vor Veröffentlichung des kleinen Milchvampirs, kann ich nur mutmaßen, ob er anderen auch hilft.

Ich würde mir wünschen, dass Folgendes passiert: Dass das Buch diejenigen Mütter, die wirklich abstillen möchten, dabei unterstützt. Aber dass es denjenigen, die sich so wie ich damals von der Gesellschaft unter Druck gesetzt fühlten, hilft, am Stillen festzuhalten. Denn – auch hier kommt wieder eine Überschneidung mit deiner Geschichte, ein Abschlusszitat aus meinem Buch:

„Deine Entscheidung, das Kind immer noch zu stillen, auch wenn es zwei, drei, vielleicht sogar vier Jahre alt ist, ist gut und richtig, wenn es sich für dich und dein Kind gut und richtig anfühlt.“

 

***********

Danke, liebe Sandra für deine berührende Stillgeschichte <3

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Ich bin eine (meist) glückliche Mama eines Sohnes. Kaffee und Kuchen, die innere Welt der Kinder, sowie THE WORK sind meine Leidenschaften. Mein Herz schlägt für eine gleichwürdige Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ich mag dabei helfen, dass ihr euch mit eurem kleinen Menschen wieder verbinden könnt!

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