Dein Kind wirft (für dich) wertvolle Gegenstände „extra“ an die Wand oder zu Boden?
Dein Kind malt „extra“ die Wand an?
Dein Kind sagt „extra“ bestimmte Wörter zu dir, die dich triggern?
Dein Kind läuft „extra“ davon?
Je mehr du „Nein“ rufst, desto mehr macht es jene Sachen, die du nicht willst?
Wenn KEIN anderes Bedürfnis dahintersteckt, wie Spiel, Forschen usw. UND davor ein Konflikt passierte, dann könnte es sich dabei um kindliche Rache handeln!
Schau ganz genau hin! – Was ist kurz davor passiert?
Hattet ihr davor einen Konflikt? Fühlte sich dein Kind dabei machtlos, hilflos, gekränkt oder sogar ohnmächtig? Dann könnte es „kindliche Rache“ sein.
Kindliche Rache wird von Kindern wahrscheinlich unbewusst „angewandt“, weil sie ihre Gefühle noch nicht wirklich mit Worten ausdrücken können. Ich denke, so ruft das Kind mit seiner „Tat“ ähnliche Gefühle in uns hervor, welche es selbst im Konflikt davor fühlte, um sie uns zu zeigen.
Es ist ein Hilferuf vom Kind an uns: „Mir geht es im Moment gar nicht gut! Ich kann es gerade nicht anders ausdrücken. Bitte komm und schau in meine innere Welt und hilf mir!“
Selbst wir Erwachsenen rächen uns. Und das, obwohl unser Gehirn viel reifer ist und wir Impulskontrolle besitzen. Du hast doch bestimmt auch schon mal daran gedacht, jemandem genau so weh zu tun, wie er dir – oder es sogar schon getan.
Das Ziel der kindlichen Rache ist nicht, dem anderen weh zu tun, sondern verstanden zu werden.
Wenn man weiß, dass dies nur ein Hilferuf ist und das Kind im Innersten nur verstanden werden will und Hilfe braucht, kann man wieder MIT dem Kind arbeiten, anstatt gegen es zu kämpfen.
Natürlich sage ich meinem Sohn, dass ich es blöd finde. Ich veranstalte aber keine Schimpftriade, denn es ist erwiesen, dass Vorwürfe im Gehirn unserer Kinder (und auch Erwachsenen) eine Blockade auslöst.
So sind die Kinder vollkommen auf Abwehr/Schutz eingestellt, sie können uns nicht mehr hören, geschweige denn verstehen. Abgesehen davon, will man dem Kind mit „Schimpfen“ so große Angst machen, damit es die Tat nicht wiederholt. Moralisch ist Schimpfen für mich unvertretbar!
Mein Fokus liegt viel mehr auf dem Konflikt davor, also den Grund warum sich mein Kind jetzt so verhält.
Wir können unser Wissen nutzen und das Kind fragen, ob es davor unser jetziges Gefühl hatte. Denn, wenn ich meinem Kind helfe seine Gefühle auszudrücken, muss es bald nicht mehr Rache üben.
Ungeweinte Tränen am Teppich
„Du bist die allerblödeste Mama von der ganzen Welt!“ mit diesen Worten stapft mein Sohn aus dem Zimmer und knallte die Türe zu. Im ersten Moment schnappe ich nach Luft, doch dann umarme ich mich selbst. Ich sage mir, dass er nicht mich, sondern meine Aussage: „Es ist mir heute schon zu spät, um Oma und Opa zu besuchen.“ meint.
Ich kann mein Herzensglückskind so gut verstehen, ich folge ihm ins Schlafzimmer, wo er gerade seine Dinosaurier unter der Decke verstaut. „Sollen wir mit den Dinosauriern in die Badewanne gehen?“ frage ich in der Hoffnung ihn damit trösten zu können. Er stimmt zu. Ganz unvermittelt passierte es dann. Er schnapp sich sein Trinkglas und beginnt den Inhalt auf den Teppich zu kippen.
„Hey, Stopp, das will ich nicht!“ rufe ich empört. Er sieht mich kurz an und entleert tatsächlich auch den Rest des Getränks auf dem Teppichboden. Dann will er Nachschub holen. Eine Mischung aus „Ich kann es nicht glauben!“ und „Er will mir gerade etwas ganz Böses!“ lassen mich innerlich vibrieren. Hilflosigkeit, Wut und Traurigkeit fluten mein Inneres. Ich will schreien und weinen zugleich!
Was ist nur in mein Kind gefahren?
Ich erinnere mich in diesem Moment an die Meditation „Im Zentrum vom Wirbelsturm“ von Holger. Ich halte inne. Da bin nur ich und mein Atem, ich konzentriere mich ganz auf den Moment zwischen dem Einatmen und dem Ausatmen. Ich zentriere mich.
Hier geht´s zur Meditation:
Im Zentrum vom Wirbelsturm
Mein Gefühlssturm ist legt sich langsam. Ich bin ganz bei mir. So kann ich einen Blick in die innere Welt meines Kindes machen und ihn wirklich sehen. Ich setze mich auf den Badezimmer-Boden und sage: „Als du das Wasser auf den Boden geschüttet hast, fühlte ich mich hilflos, traurig und wütend gleichzeitig. Bist du traurig und wütend, dass ich mit dir nicht mehr zu Oma und Opa gegangen bin?“ Mein Kind befüllt in diesem Moment sein Glas mit Wasser.
Er schiebt mich zur Seite und geht wieder ins Schlafzimmer. Ich folge ihm und halte schlussendlich das Glas fest, welches er gerade entleeren will und flüstere: „Kann ich dir irgendwie helfen?“ Mein Kind lässt das Glas los und fällt mir in die Arme. „Ich wollte mit Opa noch die Dino-Sticker in mein Heft kleben.“ kann er gerade noch sagen, dann fließen die Tränchen.
Er lässt all seinen Schmerz heraus. Sanft wiege ich ihn, bis alle seine Tränen geweint sind. Ich lenke diesmal nicht ab, ich sehe ihn und seine Traurigkeit. Danach steht er auf streicht mir über die Wange und sagt: „Mama, ich hol ein Handtuch und mach das Wasser vom Teppich weg.“
Rache ist fehlgeleiteter Schrei nach Einfühlung
Marshall Rosenberg
(er prägte die Gewaltfreie Kommunikation) sagt, dass wir nie etwas gegen andere Menschen tun, sondern nur für uns. Er meint, dass Rache ein fehlgeleiteter Schrei nach Einfühlung ist. Und wenn man Rache nehmen will, brauchen wir vom anderen eigentlich, dass er erkennt, wie sehr wir verletzt worden sind und auch seine Erkenntnis, wie sein Verhalten zu unserem Schmerz beigetragen hat.
Bärbel Wardetzki
(Psychotherapeutin und Autorin) spricht auch darüber, dass der eigentliche (unbewusste) Sinn von Rache (sie nennt es auch Kränkungswut) ist, vom anderen verstanden zu werden.
Alles Liebe
Andrea
Verzweifelst du am Alltag?
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