Innere Welt der Kinder
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Kinder brauchen keinen Trost sondern etwas viel Wichtigeres!

Miteinander statt gegeneinander!

Wieso arbeiten wir sooft gegen unser Kind, statt mit ihm?

Wir denken oft, dass unser Kind immer glücklich sein soll.

Kann ein Mensch denn immer nur glücklich sein? Wäre es nicht besser, wenn wir unseren Kindern helfen, mit ihren unangenehmen Gefühlen umzugehen? Wenn wir unsere Energie nicht darauf verschwenden, unser Kind von seinem Leid abzulenken, dann könnten wir das unangenehme Gefühl des Kindes besser annehmen und es gemeinsam mit ihm durchstehen. So erlebt das Kind, dass alle unangenehmen Gefühle ein Ende haben und dass sie es unbeschadet überstehen können.

Meist sind es wir, die die Wut oder die Traurigkeit unseres Kindes nicht aushalten können/wollen. Wir trösten, weil wir wollen dass das Kind aufhört traurig oder wütend zu sein. 

Wenn wir uns selbst befragen, merken wir meist wo dieses Verhalten seinen Ursprung hat. Wie gingen unsere eigenen Eltern mit unserer Wut um. War weinen etwas nicht gern Gesehenes? Durften wir unseren Eltern widersprechen?

„Hör auf zu weinen!“,  „So mag ich dich nicht.“, „Wenn du nicht aufhörst zu wüten, hab ich dich nicht mehr lieb.“, „Ist doch nicht so schlimm.“, „Stell dich nicht so an!“, „Reiß dich zusammen.“, „Wenn du weinst, bist du gar nicht schön.“ usw.

Das hat uns geprägt. Wir bevorzugen es, ein glückliches Kind zu haben. Wir haben es vielleicht von unseren Eltern übernommen. Diese Angst vor Gefühlen. Und vielleicht auch diesen Wunsch, dass unser Kind gehorcht.

Gefühle annehmen

Als mein Sohn gerade 3 Jahre alt war, wurden in der Stadt bunte Luftballons verteilt. Die Lieblingsfarbe meines Sohnes war damals rot, natürlich musste es ein Ballon in dieser Farbe sein. Doch der Clown, der die Luftballons verteilte, stellte kopfschüttelnd fest, dass kein roter mehr übrig war.

Wütend stampfte mein Sohn zur nächstengelegenen Bank und legte sich ruckartig darauf. Er wütete und weinte herzzerreißend. Ich setzte mich zu ihm.

Ich hätte sagen können: „Ach, ist doch nicht schlimm Wir können einen blauen Ballon nehmen, der ist doch auch schön.“

Doch das wäre nichts als „billiger“ Trost. Mein Ziel wäre es, dass er aufhört zu weinen und wieder glücklich ist. Ich würde mich in keinster Weise in mein Kind einfühlen. Mein Sohn würde denken, dass seine Gefühle falsch sind. Für ihn IST es in diesem Moment schlimm!

Ich habe aus vollstem Herzen gesagt: „Ja, es ist gerade furchtbar für dich, dass du keinen roten Ballon bekommst!“. Er drehte sich zu mir und gab mir zu verstehen, dass er umarmt werden will, was ich auch tat. So saßen wir aneinander gekuschelt auf der Bank, bis alle seine Tränen geweint waren.

Zuhause fragte ich ihn, was ihn so traurig und wütend gemacht hat. Dies hilft den Kindern (und auch uns Eltern), sich selbst immer besser zu verstehen. Er sagte: „Nur rote Luftballons fliegen gut.“ Wir unterhielten uns noch eine Weile darüber. Mein Sohn erfuhr so, ehrliches Interesse an seinen Gefühlen. Dies steigert wiederum das Selbstwertgefühl des Kindes. Es ist wichtig, dass unsere Worte wirklich authentisch sind, also von Herzen kommen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es bereichernd für mein Kind (und auch für mich) ist, wenn ich jegliche Gefühle meines Kindes annehme. Anstatt zu versuchen, jenes Gefühl so schnell wie möglich los zu kriegen. Das gilt übrigens auch für meine Gefühle.

Naomi Aldort vergleicht das Ausdrücken der Gefühle mit Stuhlgang oder Schwitzen. Alles muss aus dem Körper ausgeschieden werden. Wird ein Kind daran gehindert sein Gefühl ganz auszudrücken, verschwindet dadurch nicht das Gefühl, sondern nur der Ausdruck.

Das wiederum führt dazu, dass sich dieser Gefühlsstau in anderen Bereichen ausdrückt. Zum Beispiel wird das Kind dauerhaft aggressiv, depressiv, oder leidet an Schlafstörungen, usw.

Wir genießen und fördern es, wenn unser Kind lacht oder kreativ ist und sich so auf angenehme Art ausdrückt. Bei Schmerz, Wut, Eifersucht, oder Trauer neigen wir aber dazu, den gesunden Fluss der Gefühle aufzuhalten und so das emotionale Gleichgewicht des Kindes zu behindern.

Viele denken jetzt, dass sie doch nicht so viel Zeit haben um jedes starke Gefühl ihres Kindes zu begleiten.

Ich denke aber, dass die kindlichen Widerstände (die sich ergeben, wenn Gefühle nicht ganz ausgedrückt werden) viel mehr Zeit kosten:

Widerstände als Ausdruck der Not des Kindes

Beispiele für Widerstände (gegen das was wir wollen):

  • Das Kind weigert sich aus unersichtlichen Gründen, ins Auto einzusteigen um nach Hause zu fahren.
  • Unser Kind bemalt absichtlich die Wände.
  • Das Kind wirft unsere Sachen zu Boden.
  • usw.

Natürlich können diese Dinge auch aus anderen Gründen geschehen. Doch wenn wir alles andere ausschließen können, handelt es sich wahrscheinlich um eine Strategie des Kindes, um seine Hilflosigkeit (die es zuvor erlebt hat) zu minimieren. Es befriedigt sein Bedürfnis nach „uneingeschränkter Selbstbestimmung“ indem es extra Dinge tut, die wir nicht wollen.

Außerdem können Kleinkinder ihre Gefühle noch nicht gut sprachlich ausdrücken, statt dessen produzierten sie mir ihren „Taten“ (Widerständen) ähnliche Gefühle, welche sie davor gefühlt haben. So zeigen sie uns ihre Gefühle bzw. ihre Not.

Mein Herzensglückskind wirft meine (für mich sehr wertvollen) Bücher zu Boden. Ich bin davon überzeugt:

Unsere Kinder machen niemals etwas gegen uns, sondern nur für sich!

Also denke ich nach, was davor passiert ist. Sein geliebter Onkel war da und als er gegangen ist, wollte mein Sohn sich nicht von ihm verabschieden.

Mein Sohn wirft nun das zehnte Buch zu Boden. Ich versuche, ihm zu helfen seine Gefühle zu verstehen. „Wenn du meine Bücher auf den Boden wirfst, fühle ich mich ganz hilflos und traurig. Weil diese Bücher für mich so wertvoll sind. Hast du dich vorhin, als dein Onkel gegangen ist, auch hilflos und traurig gefühlt.“

Das Herzensglückskind wirft noch ein Buch zu Boden und umarmt mich dann ganz fest und sagt mit Tränen in den Augen: „Ich wollte doch noch das Dinobuch mit ihm anschauen.“

Je besser unsere Kinder ihre Gedanken und Gefühle sprachlich ausdrücken können, desto weniger brauchen sie ihr Hauen oder kindliche Rache üben. Meist hört der „Racheakt“ sofort auf, wenn wir das Gefühl (oder das was sie gekränkt hat) erraten haben.

Für uns sprechen, statt gegen den anderen.

Bei Meinungsverschiedenheiten, oder Entscheidungen ist es besser nur für uns und unsere Angelegenheiten zu sprechen, statt gegen unser Kind. Wir können unsere eigenen Gefühle zum Thema preisgeben, anstatt unser Kind schlecht zu machen. Wir können für unsere Wünsche sprechen, anstatt unser Kind zu beschämen. Unsere Kritik an den Wünschen, Gedanken und Gefühlen des Kindes, verletzt es sehr.

Wir hören dem Kind zu, wenn es uns sein Herz öffnet und seine Wünsche offenbart. Es ist meiner Meinung nach so bereichernd, wenn wir  die Wünsche des Kindes empathisch wiederholen (auch wenn wir sie nicht erfüllen wollen.) Zu diesem Thema habe ich in diesem Beitrag geschrieben: Dialog mit Kindern

Dieser Prozess zur Lösung ist so wichtig, denn jeder wurde angehört und keiner hat seine Würde verloren.

Mein Herzensglückskind will noch am Spielplatz bleiben, ich will nach Hause. Ich könnte jetzt  sagen: „Immer muss ich auf dich warten, du kannst nie genug bekommen.“

Damit mache ich mich zum leidenden Opfer. Mein Sohn fühlt sich angegriffen und wird (verständlicher Weise) sofort auf Verteidigung und Widerstand umschalten.

Oder ich setzte auf ein Miteinander: „Ich bin so müde und will nachhause, weil ich mich ausruhen möchte. Ich verstehe, dass du gerne noch bleiben willst. Was schlägst du vor?“

Ich gebe meine Gefühle und Wünsche preis. Ja, ich mache mich damit verletzlich. Es schmerzt viel mehr, wenn man etwas von sich preis gibt und dann einen Korb kriegt. Doch nur so kann ich ein Vorbild sein, welches über seine Gefühle spricht und sich nicht in einer Opferrolle verliert.

Er schlägt dann meistens etwas vor wie: „Ich rutsche noch 5 Mal.“ oder „Ich baue die Burg noch fertig“. Ja, es dauert ein bisschen, aber wie gesagt, die Widerstände kosten noch viel mehr Zeit und auch Nerven. Zum Thema „Warten, Schweigen und Vertrauen“ habe ich diesen Beitrag geschrieben: Konflikte mit nur 3 Zutaten lösen

Wir sind alle nur Menschen!

Ja, natürlich gibt es auch miese Tage, an denen ich den Orden für „Die schlechteste Mama auf Erden.“ verdient hätte! Das passiert immer, wenn ich den Blick auf die Realität verliere und denke, dass mein Kind gegen mich ist.

Ich bin nur ein Mensch, ich mache Fehler (und lerne meistens daraus), am nächsten Tag versuche ich wieder mit meinem Kind zu gehen, statt gegen es zu sein! Mein Mantra:

Mein Herzensglückskind macht nie etwas gegen mich, sondern FÜR sich!

Seid nicht zu streng zu euch, wenn ihr an manchen Tagen auch den Orden verdient, es zählt was ihr daraus macht und wie ihr zukünftig handeln wollt. Vergesst nicht:

Wer nicht aufgibt, kann nicht verlieren! 😉

Alles Liebe

Andrea

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Kategorie: Innere Welt der Kinder

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Ich bin eine (meist) glückliche Mama eines Sohnes. Kaffee und Kuchen, die innere Welt der Kinder, sowie THE WORK sind meine Leidenschaften. Mein Herz schlägt für eine gleichwürdige Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ich mag dabei helfen, dass ihr euch mit eurem kleinen Menschen wieder verbinden könnt!

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