Muttermilch – Der Zaubertrank
Die Nähr- und Inhaltsstoffe in der Muttermilch passen sich der Entwicklung unserer Kinder in jeder Phase an. Muttermilch schützt vor Infektionen und Krankheiten. Darüber hinaus wirkt das Saugen beruhigend auf das Kind – meist auch auf die Mama.
Durch das Stillen wird das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet, welches den Blutdruck vermindert und uns entspannter macht. Dieses Hormon bewirkt auch, dass wir uns stärker an unser Kind binden.
Zudem decken unsere Kinder (im 2. Jahr) aus der Muttermilch ihren Eiweißbedarf zu 38%; Vitamin A zu 100 %, Vitamin C zu 95 %, Niacin zu 41 %, Riboflavin zu 21 %, Folsäure zu 26 %, Kalium zu 44 %, Eisen zu 50 %.
Abstillen
Das biologische Abstillalter liegt, laut verschiedenen Berechnungen der amerikanischen Anthropologin Katherine Dettwyler, bei mindestens 2,3 Jahren bis maximal 7 Jahren. Gesunde Kinder behalten ihren Sauginstinkt bis zum Alter von 4 – 7 Jahren.
Was wir als Langzeitstillen betrachten, ist in vielen Kulturen die Norm und entspricht dem, was Kinder aus biologischer Sicht „erwarten“.
All diese Informationen lassen die Aussage „WAS, du stillst noch?!“ ganz schön blass erscheinen, nicht wahr 🙂 Genervt hat mich derartige Kritik trotzdem.
Mein Stillgeschichte
Mein Herzensglückskind kam per Notkaiserschnitt auf die Welt. Nein, so hatte ich es mir nicht vorgestellt. Und doch war ich froh, dadurch ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen. Durch den Kaiserschnitt, ließ der Milcheinschuss auf sich warten. Das „stillfreundliche“ Krankenhaus, war alles andere als eine Hilfe um meinen Wunsch nach Stillen zu ermöglichen. Immer mehr drängte man mich, zuzufüttern. Meine jetzige Hebamme sagte mir im Nachhinein, dass kein Grund bestand, an Zufütterung zu denken, denn mein Sohn war mit dem Gewicht weit von der Untergrenze entfernt.
Eine liebe Freundin hat mir eine wunderbare Hebamme empfohlen, so verließ ich nach 3 Tagen das Krankenhaus. Zuhause konnte ich mich entspannen, kurz darauf folgte der Milcheinschuss. Ich war überglücklich, dass ich nicht zugefüttert habe und so voll stillen konnte.
Das Stillen tat mir volle 7 Wochen, trotz korrektem Anlegen, höllisch weh. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, länger als 3 Monate zu stillen. Doch die Schmerzen vergingen und ich lernte die Vorteile vom wunderbaren Stillen kennen. Nachts musste ich nicht aufstehen um Fläschchen zuzubereiten. Mein Kind erhielt genau die Nährstoffe und Vitamine die es brauchte. Ich stillte meinen Sohn ungeniert überall, in der Trage, im Restaurant, an der Bushaltestelle, bei Verwandten und Bekannten, …
Als mein Sohn 6 Monate alt war, fing ich an die Beikost einzuführen. Immerhin empfiehlt es die WHO ja so. Doch mein Herzensglückskind bevorzugte seine Muttermilch, er aß nicht wirklich viel von meiner liebevoll zubereiteten Beikost. Er war kerngesund und auch nicht gerade mager, deshalb machte ich mir keine Sorgen. Nach und nach kamen nach seinem 1. Geburtstag auch andere Nahrungsmittel auf seinen Speiseplan. Dennoch blieb er ein wahrer Milchvampir. Immer wenn ich in seiner Nähe war, rief er entzückt „BU“ (Busen).
Unsere Stillzeit war wunderschön, es berührte mich, wenn er mich während dessen selig ansah und seine Hand behutsam, fast andächtig, auf die Seite meiner Brust legte.
Abstillen?
Nach fast 2 Jahren kam für mich der Punkt, wo ich einfach nicht mehr stillen wollte. Wenn er lauthals „Busen“ schrie, verkrampfte sich alles in mir. Es fühlte sich nicht mehr stimmig für mich an. Ich war zunehmend genervt vom dauernden Stillen. Außerdem litt ich an der Hautkrankheit „Rosacea“ (eine chronische Entzündung der Gesichtshaut). Zu diesem Zeitpunkt war mein Gesicht dauerhaft rot, ich fühlte mich sehr unwohl in der Öffentlichkeit. Das einzige Antibiotikum, welches mir helfen konnte, durfte ich wegen des Stillens nicht einnehmen.
Klar hatte ich überlegt, darauf zu warten, bis sich mein Sohn von selbst abstillt. Ich denke aber, er hätte meinen Unwillen deutlich gespürt. Das wollte ich ihm und mir nicht antun.
Der Entschluss stand fest
Ich denke ein fester Entschluss ist für das Abstillen Voraussetzung. Auf keinen Fall wollte ich abrupt aufhören zu stillen, es sollte für meinen Sohn so sanft wie möglich geschehen.
Sei dir im Klaren, dass sich kein Kind das Stillen so einfach wegnehmen lässt.
Ich lud ihn zu Kakao und Kuchen ein und teile ihm meinen Entschluss mit. Ich sagte: „Bis jetzt habe ich dich von Herzen gerne gestillt, doch jetzt mag ich meinen Busen wieder für mich alleine haben.“ Jede Phase erklärte ich ihm ausführlich.
Meiner Meinung nach, sollte das Abstillen in einer Zeit statt finden in denen nicht gerade ein Entwicklungssprung des Kindes statt findet (wie z.B. mit 1 Jahr, 1,5 Jahre, 2 Jahre 2,5 Jahre, 3 Jahre 3,5 Jahren usw.), denn dieser ist für die Kinder anstrengend genug. Es sollte allgemein eine ruhige, stresslose Zeit zum Abstillen gewählt werden.
Wichtig:
Alle Phasen sollten mindestens eine Woche dauern
Ich habe es ganz individuell angepasst. Erst wenn wir die jeweilige Phase „in Griff“ hatten, gingen wir zur nächsten über.
Ich empfehle diese Vorgangsweise erst für Kinder ab einem Jahr.
Phase 1 – Nur noch an einem Ort stillen
Ich stillte ausschließlich (auch nachts!) im Bürosessel im Arbeitszimmer. Diesen Platz wählte ich bewusst so, dass er ihn nicht immer in seiner Sichtweite hatte. Es sollte ein Platz sein, wo man nicht dauernd vorbeikommt und das Kind so ans Stillen erinnert. Ich war viel draußen unterwegs, um ihn abzulenken. So verlängerten sich automatisch die Stillpausen.
Phase 2 – Einschlafen OHNE Busen
Das war für uns die anstrengendste Zeit. Ich trug ihn ab diesem Zeitpunkt mit der Trage in den Schlaf, denn ich konnte sein bitterliches Weinen nicht aushalten. Das Tragen vermittelte ihm die Geborgenheit, die er brauchte um einzuschlafen zu können. Man könnte auch versuchen dem Kind die Geborgenheit (die es vorher durchs Stillen bekam) durch Rückenstreicheln oder ähnlichem zu vermitteln.
Ich merkte, dass er es besser annehmen kann, wenn ich mein „Nein“ zum Stillen mit entschlossener, ruhiger Stimme sagte. Wenn ich dagegen mit schlechtem Gewissen und zögernd „Nein“ sagte, dauerte es viel länger bis er sich wieder beruhigte. Deshalb finde ich es so wichtig, dass man sich absolut sicher mit seiner Entscheidung ist.
Phase 3 – Weiterschlafen OHNE Busen
Bisher war er gewohnt auch nachts seinen Nahrungsbedarf zu stillen. Einmal in der Nacht gab ich ihm (in unserem Fall Joghurt) etwas zu essen. Ich trug ihn nun auch, wenn er nachts aufwachte. Es waren für mich sehr „sportliche“ Nächte. Doch mit meinem weinenden Kind im Bett zu liegen, hätte mir mehr Kraft gekostet. Nach einigen Nächten wachte er nur noch ein mal auf. Vorm Schlafengehen stillte ich ihn ausgiebig, die nächtliche Stillpause legte ich von 20.00 bis 7.00 morgens fest.
Phase 4 – Die Stillpausen tagsüber verlängern
Ich verbrachte viel Zeit draußen, bzw. besuchte Verwandte und Bekannte. Außerdem stillte ich ihn immer erst nach dem Essen. Er aß so mehr, als wenn sein Bauch schon voll mit Muttermilch gewesen wäre. Diese Phase dauerte bei uns zirka 3 Wochen, wir stillten am Schluss nur noch morgens und abends. Die Muttermilch wurde so immer weniger. Mein Sohn akzeptierte leider nie einen Schnuller, ich denke dieser wäre eine große Hilfe gewesen.
Das Ende
Mein Herzensglückskind stillte an diesem Tag morgens nur ganz kurz, ich wusste, dass dies das Ende unserer wunderbaren Stillbeziehung war. Als er abends stillen wollte nahm ich ihn statt dessen hoch und trug ihn eine Weile. Kein Protest, kein Weinen und auch kein Versuch zu Stillen kam von ihm. Als mein Sohn schlief, heulte ich wie ein Schlosshund.
Der Abschied von unserer Stillbeziehung tat so weh und war gleichzeitig so erleichternd für mich. Nach wie vor, wachte er einmal nachts auf und wollte sein Joghurt haben. Nach einem Monat schlief er durch. Bis heute legt er beim Einschlafen seine Hand (oder sein Gesicht) in meinen Ausschnitt 🙂
Zuerst nachts abzustillen, hat den Vorteil, dass die Kleinen ihren großen Milchhunger nicht nachts stillen müssen, sondern schlafen können.
Ich kann euch für jede Art von Stillfragen die La Leche Liga von Herzen empfehlen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen geben per Mail, per Telefon oder persönlich (in den Stilltreffen) kostenlose Hilfestellungen rund um das Thema Stillen. http://www.lalecheliga.at
Solange Mutter und Kind mit dem Stillen zufrieden sind, gibt es absolut keinen Grund abzustillen. Eure Stillbeziehung ist etwas ganz besonderes, lasst es euch von Kritik von außen nicht kaputt machen!
Alles Liebe
Andrea
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