Selbstfürsorge

3 einfache Schritte um Unterstützung zu erhalten

  1. Frage den anderen nicht aus der Opferrolle heraus! 

 

Kassierst du viele Neins auf deine Bitten?

Könnte es sein, dass hinter deinen Bitten ein Befehl steht?

Hast du den Gedanken, dass jemand etwas für dich machen muss?

 

Stell dir vor:

Dein Partner sagt gestresst: „Bitte sortiere diese Rechnungen für die Steuererklärung. Ich habe so viel zu tun.” Danach verschwindet er wieder in sein Büro.

Nach einer halben Stunde kommt er zu dir in die Küche. Du hattest noch keine die Rechnungen zu sortieren. Er verzieht das Gesicht und sagt mit einem strengen Unterton:

„Die Rechnungen sind ja noch immer nicht geordnet!“

Wie fühlt sich das für dich an?
War seine Bitte wirklich eine Bitte?
Merkst du, wie der Widerstand in dir wächst.
Es fühlt sich einfach nicht auf Augenhöhe an.

Abgesehen davon, dass das ein Befehl war, gab er dich nicht mal die Möglichkeit die Zeit zu wählen, wann du die Rechnungen sortierst.

 

Achte darauf, dass hinter deinen Bitten stets eine Haltung auf Augenhöhe steht.

Denn sonst ist es ein Befehl, der als Bitte verkleidet ist. Und das merkt der andere in null Komma nix.

 

Ist in deinen Bitten stets ein jammernder Unterton zu hören?

  • „Bitte hilf mir doch einmal im Haushalt.“
  • „Hebe bitte deine Socken endlich auf.“
  • „Füttere doch bitte einmal die Katze.“

Oje, du bist dem Jammertal auf den Leim gegangen.

Fühl mal deine Frage. Sie spürt sich nach viel Leid und Schmerz an. Sie fühlt sich an, als sei der andere deine einzige Chance zu überleben.

Indem du dich in die Opferrolle begibst, übergibst du die Verantwortung für dein Wohlergehen dem anderen.

Hilflosigkeit und Ohnmacht sind die Folge. Der andere muss dich retten.

Abgesehen davon sind Fragen aus dem Jammertal so formuliert, dass es dem anderen fast unmöglich ist sie freudig zu erfüllen. Der andere wird sich anschließend nicht wertvoll für dich fühlen. Weil da so viel Vorwurf und Misstrauen mitschwingt.

 

Wie kann ich die Opferrolle entlarven?

Checke diese Punkte bevor du fragst:

  • Werde ich bei einem Nein (auf meine Bitte) wütend oder traurig?
  • Sage ich mir, dass nur diese Person mein Problem lösen kann?
  • Erzähle ich mir die Geschichte, dass sowieso keiner was für mich tun will?
  • Weiß ich die Antwort schon, bevor ich die Frage stelle?
  • Will ich mit meiner Bitte nur darauf hinweisen, was der andere nicht tut?

Wenn du eine oder mehrere Fragen mit „Ja“ beantwortest, fragst du wahrscheinlich aus der Opferrolle heraus. Solche Bitten gehen meist in die Hose.

 

Hinweise für echte Bitten

  • Für mich ist auch ein Nein in Ordnung.
  • Ich weiß, dass die Person (die ich bitte) nicht die einzige ist, die mir mein Bedürfnis erfüllen kann.
  • Ich bin offen für andere Lösungsvorschläge.
  • Es fühlt sich gut an, die Bitte zu stellen.

 

So wichtig: Hör nicht auf die anderen wissen zu lassen, was du dir in diesem Moment wünschst. 

 

Ich bitte täglich um etwas

Ich stelle täglich Bitten an meine Lieben und auch an fremde Menschen. Mein Sohn denkt ganz genau nach, ob er mir meine Bitte erfüllen will. Wenn er nein sagt, feiere ich ihn. Er sorgt gut für sich selbst.

Und wenn er ja sagt, kann ich meist ein Leuchten in seinen Augen sehen, weil er es liebt zur Bereicherung meines Lebens beizutragen. Was übrigens ein menschliches Bedürfnis ist, welches er sich erfüllt, wenn er was für mich tut.

Außerdem hat er durch mein Vorbild gelernt, Bitten auf Augenhöhe zu stellen. Und in sich zu schauen, was er in diesem Moment braucht. Ja, ich liebe es auch, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Wenn ich aber ein ‚Nein‘ für seine Bitte habe, begleite ich seinen Frust. Weil ich weiß, dass mein Bedürfnis nach Verständnis leicht hungert, schenke ich mir in solchen Momenten liebevoll Verständnis. Meist finden wir anschließend eine andere Lösung.

 

2. Selbstbestimmt fragen

Das Jammertal ist oft unser Zuhause

Wir fühlen uns unwohl. Sind bedürftig. Und wir haben die genialsten Ausreden, wieso wir nicht um Hilfe bitten.

• Sie hat sowieso keine Zeit dafür.
• Er sagt eh nein.
• Dann gibt es bestimmt wieder ein Drama.
• Das letzte Mal hat er auch nein gesagt.

 

Dahinter stecken oft Ängste

• Der andere könnte uns ablehnen.
• Der andere könnte denken, dass wir es nicht hinkriegen.
• Das NEIN könnte mir weh tun.
• Der andere könnte beleidigt sein.

Lieber kein Risiko eingehen. Da bleib ich doch lieber im Jammertal. frown

Echt?!?

 

Ich schlage vor, das Ganze als Experiment ohne Erwartungen zu sehen

  • Schüttle alles ab, das dich davon abhält eine Bitte auszusprechen.
  • Lass den Druck weg.
  • Lass den jammrigen Unterton weg.
  • Lass dich von deiner „Angst, ein NEIN zu kassieren“ begleiten und …
  • …frag trotzdem.

 

Freu dich über ein Nein

Denn der andere sagt in diesem Moment lediglich Nein zu deiner Bitte (und nicht zu dir als Person) und JA zu sich selbst.

Beobachte und lerne vom anderen NEIN zu sagen. 😊

 

Beispiele für dein heutiges Experiment

Fange mit Winzigkeiten an:

• „Kannst du bitte deinen Teller in die Spüle stellen.“
• „Bringst du mir bitte ein Glas Wasser?“
• „Kannst du das Fenster bitte aufmachen.“

Dein Gegenüber sagt „Nein“. Gut. Bedanke dich für seine Ehrlichkeit.

• „Bringst du mir bitte von der Tankstelle Schokolade mit?“
• „Holst du bitte heute unseren Sohn von der KITA ab?“
• „Kannst du mich bitte umarmen?“
• „Kuscheln wir uns bitte kurz zusammen?“
• „Kannst du das Auto bitte einparken?“

 

Du bist nicht abhängig von einer Person

Kassierst du ein „Nein“, dann überlege, wen du noch fragen könntest.

Ist keiner mehr übrig, dann frag dich selbst!

Hör nicht auf danach zu fragen, was du dir wünschst.

Die Angst eine Ablehnung zu erhalten, ist es nicht Wert zu schweigen.

 

3. Fragen nach Bedürfniserfüllung 

So, du bist nun optimal vorbereitet

… deine Mitmenschen darum zu bitten, dir eines deiner Bedürfnisse zu erfüllen.

Außerdem kratzt dich kein „Nein“ mehr. Denn du weißt, dass die Person die dir gegenübersteht, nicht die einzige ist, welche deine Bedürfnisse erfüllen kann.

Überlege dir, mit welcher Strategie dir der andere dein Bedürfnis erfüllen könnte. Rufe dir die zur Verfügung stehenden Teile deiner Bitte in Erinnerung: Deine wertfreie Beobachtung, dein Bedürfnis, dein Gefühl und deine Bitte. Lasse bei Bedarf Teile weg. Sodass du dich mit deiner Bitte pudelwohl fühlst.

Und dann atme tief durch und sage mutig deine Bitte!

 

Beispiele

Hast du das Bedürfnis nach Unterstützung?

  • „Wenn ich den Boden voller Spielzeug sehe, fühle ich mich gerade überfordert. Kannst du die Bausteine bitte in die Kiste werfen? Dann kann ich mich um das Lego kümmern.“
  • „Mein Terminkalender ist diese Woche ganz voll. Ich fühle mich voll hilflos, wenn ich daran denke, auch noch den Großeinkauf unterzukriegen. Würdest du das diese Woche ausnahmsweise bitte übernehmen?“
  • „Ich habe großen Durst. Magst du mir bitte ein Glas Wasser bringen?“

 

Hast du das Bedürfnis nach Nähe?

  • „Kannst du mich bitte umarmen?“
  • „Ich fühle mich gerade alleine mit allem. Magst du mir kurz zuhören?“
  • „Magst du eine Runde raufen mit mir?“
  • „Wollen wir Twister spielen?“

 

Hast du das Bedürfnis nach Ruhe?

  • „Wenn ich höre wie laut du spielst, fühle ich mich ganz kribbelig, weil ich gerade Ruhe brauche. Kannst du bitte in einem anderen Zimmer spielen?“
  • „Nö, ich mag jetzt nicht spielen. Können wir bitte was anderes finden, wir machen können?“
  • „Ich lege mich auf die Couch, weil ich Ruhe brauche. Sag mir bitte Bescheid, wenn du was brauchst.“
  • „Ich mag ein Bad nehmen, um mich zu entspannen. Kannst du bitte auf die Kinder achten?“

 

Hast du keinen Schimmer, welches Bedürfnis in dir hungert?

  • „Boah, mir geht’s gerade nicht gut. Ich weiß gar nicht was ich jetzt brauche. Magst du mit mir gemeinsam schauen, was mir fehlt?“
  • „Puh in mir geht’s gerade drunter und drüber. Ich bin ganz wirr im Kopf. Kannst du mich bitte in den Arm nehmen?“
  • „Ich bin gerade so wütend und grantig und weiß gar nicht, wo das herkommt. Magst du mit mir die Wut raustanzen?“
  • „Ich fühle mich so traurig und durcheinander. Kannst du sanft meinen Kopf streicheln?“

 

So, jetzt kannst du loslegen und deinen Lieben die Chance geben, dein Leben zu bereichern!

Erfüllte Grüße

Andrea

Willst du an dir arbeiten und Leichtigkeit in dein Leben bringen? Ich begleite dich gerne!

 

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