Selbstfürsorge

Warum es nicht genügt, dein inneres Kind zu finden

Wenn es um Selbstreflexion geht, fällt immer wieder der Begriff “ inneres Kind „.

Dieses innere Kind existiert in uns und hat alle Weisheit in sich. Es weiß ganz genau was wir brauchen, weil es all unsere hungernden Bedürfnisse und unsere sehnlichsten Wünsche kennt. Daher weiß es, was uns guttut und was uns schadet. In ihm liegt unsere Kreativität, die Intuition sowie die Fähigkeit anderen zu vertrauen. Es trägt das Wissen zur grundsätzlichen Gleichheit aller Menschen in sich.

Unser inneres Kind kennt keine Logik, weil es durch und durch Intuition und Gefühl ist.

Der innere Erwachsene

Viele wissen ganz genau über das innere Kind Bescheid. Sie wissen, wie weise es ist.

Doch dieses Wissen alleine genügt nicht!

Unser inneres Kind ist ganz im „Sein“. Die Möglichkeit zum Handeln fehlt ihm gänzlich!

Deshalb braucht es einen inneren Erwachsenen, der ihm durch seine Handlungen zeigt, dass er es liebt. Jemanden der ihm zuhört, es versteht. Jemand der unserem inneren Kind hilft, seine Bedürfnisse zu erfüllen. Mit einem Wort: Ein liebevoller innerer Erwachsener ist nötig, damit sich unser inneres Kind entfalten kann.

In unserer eigenen Kindheit haben viele von uns lieblose Handlungen von unseren Bezugspersonen erlebt. Ohne es zu wollen, sind diese zu unseren inneren Erwachsenen geworden. Dieser lieblose (innerer) Erwachsene ist sozusagen ein Abbild der Lieblosigkeit, welche wir in unserer Kindheit erlebt haben.

Wir merken es im Außen, wenn wir zu unseren (echten) Kindern Dinge sagen, die gar nicht unserer Haltung entsprechen. Wenn wir andere für unsere Gefühle verantwortlich machen. Wenn wir andere Menschen kontrollieren wollen. Doch auch in unserem Inneren lebt dieser lieblose Erwachsene seine Überzeugungen aus.


Dieser lieblose Erwachsene tut unserem inneren Kind weh. Immer und immer wieder.

Der (innere) AUTORITÄRE Erwachsene

Dieser lieblose Erwachsener hat die Wahl getroffen keinerlei Verantwortung für die Gefühle des inneren Kindes zu übernehmen. Er will die Angst, die Traurigkeit und vor allem das Gefühl des Alleinseins auf keinen Fall spüren. Er übernimmt auch die Verantwortung für die Freude des Kindes nicht.

Er besteht auf Regeln und Verpflichtungen, er setzt – zum Vollzug – unter anderem Angst, Scham- und Schuldgefühle ein. Der lieblose Erwachsene spaltet das innere Kind einfach ab. Er missachtet seine Wünsche und Gefühle. Er ist verurteilend, herabsetzend, kontrollierend und kritisch.

Er ist unsere innere Stimme die sagt, dass das wir (bzw. unser inneres Kind) falsch, dumm, selbstsüchtig oder unwichtig sind. Er sagt uns all die schlimmen Dinge, die passieren können, wenn wir es nicht „richtig“ machen.

Er sagt unserem inneren Kind, dass es nur dann liebenswert sei, wenn es sich aufopfert. Und dass es automatisch selbstsüchtig ist, wenn es sich selbst glücklich macht.

Doch das ist eine fette Lüge. Denn zu erwarten, dass die anderen mich glücklich machen müssen, ist in Wirklichkeit selbstsüchtig! Und so schmerzhaft!

Seine Hauptabsicht besteht darin, das innere Kind zu kontrollieren.

Der (innere) GLEICHGÜLTIGE Erwachsene

Wenn der innere Erwachsene gleichgültig ist, dann hüllt er sich in Abwesenheit. Das innere Kind soll mit allem alleine fertig werden. Er erlaubt dem inneren Kind selbstzerstörerisch zu sein. Oder, dass das innere Kind andere mit Worten oder Taten verletzen darf.

Dieser lieblose Erwachsene geht nicht auf die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes ein. Er lehnt die Verantwortung für das innere Kind völlig ab, sodass das Kind gezwungen ist, seine Bedürfnisse von Menschen im Außen stillen zu lassen.

Solange innere Erwachsene nicht die Verantwortung für die Gefühle des inneren Kindes übernimmt, bleiben wir in dem Glauben, dass wir schlecht sind. Und somit unfähig sind, uns selbst glücklich zu machen. Wir lassen uns selbst im Stich und machen die anderen (im Außen) für unser Leid verantwortlich.

Unser innerer Erwachsene hat als einziger die Macht zu handeln. Er muss im Sinne unseres inneren Kindes eine neue Entscheidung treffen!

Der innere liebevolle Erwachsene

Dieser Erwachsene ist bereit die Verantwortung zu übernehmen. Er will lernen das innere Kind gut zu versorgen. Er will es kennenlernen. Es unterstützen. Er will lernen das innere Kind zu lieben.

Dieser Teil von uns bringt den Mut auf, in unser Innerstes zu schauen. Er will alle unsere Gefühle annehmen, anstatt sie wegzureden oder sie herunterzuspielen.

Der liebevolle Erwachsene handelt im Interesse des inneren Kindes. Er setzt sich für seine zarten Wünsche, seine hungernden Bedürfnisse und seine Sehnsüchte ein.

Wenn das innere Kind müde ist, bringt er es ins Bett. Wenn es hungrig ist, bereitet er ihm eine Mahlzeit zu. Wenn das Kind Kontakt haben will, dann ruft er jemanden an. Wenn das Kind ein Bild visualisiert, malt es der liebevolle Erwachsene auf die Leinwand. Wenn das innere Kind zum Beispiel traurig ist, geht er mit ihm durch die Trauer. Er lässt es nicht alleine.

Der liebevolle Erwachsene drückt durch sein Handeln die Bedürfnisse des Kindes aus.

Nochmals: Das innere Kind kann nicht handeln, nur der innere Erwachsene!

Das geliebte (innere) Kind

Wenn sich unser inneres Kind geliebt fühlt, sind wir kreativ, vertrauensvoll, intuitiv, fantasievoll, neugierig, leidenschaftlich, staunend, spontan, lebendig, begeistert, sinnlich usw.

Nur ein flüchtiger Kontakt mit unserem inneren Kind öffnet die Tür zur reinen Lebensfreude.

Das ungeliebte (innere) Kind

Wenn der innere Erwachsene die Verantwortung für die Gefühle und Bedürfnisse ablehnt, dann fühlt sich das innere Kind ungeliebt, verlassen und alleine. Das Kind schließt daraus, dass es schlecht ist. Angst, Schuld- und Schamgefühle sind die fatale Folge. Einsamkeit, ist das schmerzhafteste Gefühl von allen.

Das innere Kind will dieses Gefühl nie wieder erleben und beginnt zu denken, dass die anderen (im Außen) es verlassen, ablehnen oder versuchen es zu kontrollieren. Das innere Kind projiziert also den inneren lieblosen Erwachsenen auf die Menschen im Außen.

Unser inneres Kind hat in der Folge dauernd Angst etwas falsch zu machen, weil es fürchtet deshalb abgelehnt zu werden. Es will verzweifelt alles richtig machen. Das Kind sehnt sich nach Vorschriften und Regeln um sich zu schützen. Es will immerzu perfekt sein.

Das Kind wird süchtig nach Bestätigung von außen, weil ihm der innere lieblose Erwachsene sie einfach nicht gibt.

Perfektionismus und Angst sind Symptome der Trennung zwischen dem inneren Kind und dem inneren Erwachsenen.

Ich will die anderen kontrollieren

Das ungeliebte Kind versucht zu kontrollieren, was die Menschen von ihm denken und wie sie es behandeln. Indem es unter anderem Schuldgefühle und Angst einflößt. Seine Methoden dazu sind: Gereiztheit, Tadel, Liebesentzug, Weinen, Lügen, Moralpredigten, …

Andererseits kann es auch passieren, dass sich das innere Kind extrem anpasst und große Fürsorge für andere Menschen lebt. Es überschlägt sich nahezu vor Nettigkeiten. Es denkt, dass es nicht wichtig ist, was es fühlt und sich wünscht.

Es meint, dass es die Menschen mit seiner Fürsorge dazu bringen kann, es zu lieben und anzuerkennen.

Ich will nicht verschlungen werden

Die Angst beherrscht zu werden, ist genauso mächtig wie die Angst abgelehnt zu werden. Das innere Kind schützt sich dagegen mit Widerstand. Es meint, wenn es das tut, was sich andere von ihm wünschen (selbst wenn das Kind das auch möchte), verliert es sich selbst. Es entscheidet mit seinem Widerstand in Wirklichkeit gar nicht, was es wirklich will. Es macht nur das Gegenteil, was sich der andere wünscht.

Das ungeliebte innere Kind ist so verzweifelt allein und agiert auf der Basis von falscher Annahmen. Es denkt, dass es durch Manipulation bewirken kann, dass die anderen es lieben, sehen, hören und bestätigen. Sie sollen ihm geben was es braucht.

Doch der innere Erwachsen ist dafür zuständig! Keiner im Außen kann ihm geben was es braucht!

Rede mit deinem inneren Kind! (JEDEN TAG!)

Um frei zu sein, ist also der Dialog zwischen dem inneren liebevollen Erwachsenen und dem inneren Kind nötig.

Such dir ein Foto von dir als Kind, auf dem du 5-7 Jahre alt bist. Dein liebevoller Erwachsener in dir hat nun die Aufgabe mit deinem verletzten inneren Kind Kontakt aufzunehmen. Anfangs ist es schwer, die verschiedenen Stimmen in dir zuzuordnen.

Der innere liebloser Erwachsene sollte jetzt eine Pause machen.

Unser liebevoller Erwachsene und unser inneres Kind sollen miteinander in Kontakt treten. Es ist wichtig, es aufzuschreiben um geübter zu werden und gleich zu merken, wenn sich der lieblose Erwachsene einmischt.

Zwei Stühle

Stelle dafür zwei Stühle auf. Auf einem stellst du dein Foto von dir als Kind. Nimm dir was zu schreiben und setze dich auf den Stuhl deines liebevollen Erwachsenen. Begrüße dein inneres Kind und frag es etwas.

Sei neugierig und sanft.

Achte dabei darauf, dass du deinem Kind zuhörst und auf seine Gefühle eingehst, anstatt dich zu rechtfertigen oder es kleinzureden. > so geht’s

Beispiel:

Setz dich mit Zettel und Stift auf den Stuhl deines inneren liebevollen Erwachsenen und sprich zum Foto von dir.

E: Hey meine Kleine, wie geht es dir gerade?

Jetzt setzt du dich auf den Stuhl deines inneren Kindes. Atme durch, fühle dich in dein inneres Kind ein. Schließe die Augen, wenn du magst.

K: Ich fühle mich so alleine, wenn du mich ignorierst. Ich hasse dich dafür, dass du immer nur für dieses andere Kind (mein „echter“ Sohn) da bist. Mich vergisst du dann völlig. Ich bin so wütend auf dich!

Wahrscheinlich spürst du jetzt den Drang zu erklären, wieso du dich um dein echtes Kind kümmern musst. Tu das auf keinen Fall, dein inneres Kind wird sich dadurch nicht besser fühlen. Im Gegenteil!

E: Du fühlst dich von mir alleine gelassen. Du fühlst dich von mir vergessen und hast eine große Wut auf mich.

K: Ich vermisse dich so. Ich fühle mich nicht wichtig für dich. Ohne dich bin ich so alleine. Es tut mir so weh. Ich will weinen und nie wieder aufhören.

E: Du fühlst dich nicht wichtig für mich und der Schmerz in dir ist so groß. Darf ich dich in meine Arme nehmen und dich wiegen?

K: Ja, Mama.

Ich nehme mein inneres Kind in den Arm und beginne es sanft zu wiegen. Ich schaue liebevoll in seine traurigen Augen. Es beginnt leise zu weinen.

E: Du kannst so lange weinen, so viele Tränen in dir sind. Ich bin da. Ich halte dich. Ich gehe mit dir durch dein schmerzhaftes Gefühl. Ich halte es aus.

Nachdem mein inneres Kind alle Tränen geweint hat, sagt es:

K: Ich will, dass du mehr Zeit mit mir verbringst. In der wir was machen, das uns Freude macht.

E: Du willst Zeit mit mir verbringen. Was willst du in unserer Zeit machen?

K: Ich will, dass du mir ein spannendes Buch vorliest. Oder, dass wir gemeinsam Musik hören. Und, dass wir uns mit lieben Menschen öfter treffen. Und wir könnten malen, ich liebe es kreativ zu sein!

E: Lass uns gleich im Kalender was eintragen! Ich plane es für uns.

Es ist der Job vom inneren Erwachsenen die Zeit einzuplanen. Er ist für das Handeln verantwortlich! Sobald er es versäumt, macht das innere Kind die Menschen im Außen verantwortlich. Dafür, dass wir keine Zeit für uns haben. Wir werden toxisch für die Außenwelt. Und damit auch für unser „echtes“ Kind!

Das Leben mit deinem liebevollen inneren Erwachsenen

Im Alltag ist unser innerer Erwachsene außerdem dafür verantwortlich, für uns einzustehen. Uns liebevoll zuzuhören. Er ist derjenige, der stets an uns glaubt. Er steht hinter unseren Gefühlen und hilft uns, durch diese durchzugehen. Dieser innere Erwachsene ist mutig und nimmt uns an, wie wir sind. Er ist aufmerksam und merkt, wenn sich der lieblose Erwachsene einmischt. Er schützt uns vor Verletzungen.

Wir bemühen uns so sehr liebevoll zu unseren „echten“ Kindern zu sein und vergessen, dass das innere Kind unseren liebevollen Erwachsenen genau so dringend braucht.

Es ist kein liebevoller Kontakt im Außen möglich, wenn keine innere Verbindung zu uns selbst existiert!

Alles Liebe

Andrea

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Kategorie: Selbstfürsorge

von

Ich bin eine (meist) glückliche Mama eines Sohnes. Kaffee und Kuchen, die innere Welt der Kinder, sowie THE WORK sind meine Leidenschaften. Mein Herz schlägt für eine gleichwürdige Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ich mag dabei helfen, dass ihr euch mit eurem kleinen Menschen wieder verbinden könnt!