Dieser Spruch hat mich inspiriert diesen Blogbeitrag zu schreiben:
[red_box]
Ich praktiziere jetzt einen ganz neuen, extremen Umgang mit meinen Kindern: Ich behandle sie wie echte Menschen.
[/red_box]
Mit so vielen von uns ausgesprochenen Sätzen, behandeln wir unsere Kinder ganz und gar nicht wie Menschen:
Bestrafungen und Belohnungen
„Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst deine Schwester zu hauen, musst du in dein Zimmer gehen!“
Wollen wir, dass unser Kind seine kleine Schwester nicht haut, weil es seine Schwester doch eigentlich liebt und sie nicht verletzten will, oder weil es dem Zimmerarrest entgehen will?
„Wenn du jetzt aufräumst, kriegst du ein Eis!“
Wollen wir, dass unser Kind aufräumt, weil es die Ordnung schätzt, oder weil es ein Eis will?
„Wenn ihr nicht sofort aufhört zu streiten, darf keiner von euch mit dem Auto spielen!“
Wollen wir, dass unsere Kinder zusammen eine friedliche Lösung finden. Oder sie nur deswegen aufhören zu streiten, weil sie den Spielzeugentzug fürchten?
„Wenn du dieses Buch liest, bekommst du von deiner Lehrerin ein Sternchen!“
Wollen wir, dass unser Kind das Buch liest, damit es ein Sternchen und gute Noten kriegt. Oder, weil es Freude am Lesen hat?
„Wenn du mir hilfst den Tisch abzuräumen, darfst du fernsehen!“
Wollen wir dass unser Kind den Tisch abräumt, damit es fernsehen kann? Oder, weil es uns eine Freude machen will und seinen Beitrag zum Familienleben leisten mag?
Wenn Kinder nur aufgrund von äußeren Anreizen motiviert sind, werden sie von anderen abhängig, die ihr Verhalten mit den Anreizen steuern.
Außerdem nehmen wir ihnen auch die schönste Erfahrung, die es für uns Menschen gibt, nämlich die tiefe Befriedigung einem anderen Menschen gut zu tun und seinen Beitrag zu schenken.
Zuhören
Durch viele schwierige Situationen können Kinder unbeschadet hindurchgehen, wenn eine liebende, einfühlsame Person sie hält und sie durch den Schmerz begleitet. Das Kind muss wissen, dass sein Schmerz und seine Angst verstanden und erst genommen wird.
Wenn man Erwachsene fragt, was sie unser „zuhören“ verstehen, sagen sie meist:
„Wenn sich mein Gesprächspartner ganz auf mich konzentriert und nebenbei nicht aufs Handy schaut, oder sonstige Tätigkeiten erledigt.“
„Wenn mich mein Gesprächspartner nicht belächelt und meine Angst (meine Wut, meinen Schmerz) nicht verharmlost.“
„Wenn mein Gesprächspartner nicht immer gleich einen Ratschlag erteilt.“
„Wenn ich verstanden werde.“
„Wenn der andere nicht gleich über sich erzählt, oder vom Thema abschweift.“
„Wenn mein Gesprächspartner mir nicht ins Wort fällt.“
„Wenn mich der andere nicht kritisiert oder moralisiert.“
Deswegen sage ich zu meinem Kind NICHT:
„Ist doch nicht schlimm!“
„Du musst das so und so machen!“
„Schau mal, da hinten sitzt ein Hase!“ (um meinen Sohn abzulenken, der hingefallen ist und seinen Schmerz raus weint)
„Das würde ich niemals machen, das darf man nicht!“
Statt dessen versuche meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, ich gehe nicht ran, wenn mein Handy klingelt. (Mein Sohn erfährt so, dass er jetzt wirklich gehört wird, dass er wichtig ist für mich.) Ich fühle mich in ihn ein und versuche ihn zu verstehen.
Zuhören ist auch für schöne Dinge so bereichernd für unsere Kinder. Ich höre meinem Süßen ganz beglückt zu, wenn er sich über etwas freut!
Der Ton macht die Musik.
„AU, kannst du nicht aufpassen?“
Wenn das jemand zu mir sagt, hält sich mein Mitgefühl in Grenzen, ich will mich sofort verteidigen. Dieses Verhalten ist ein Überbleibsel aus der Evolution.
Wenn der schwere Dinosaurier meines Sohnes auf meinem Zeh landet, rufe ich ein schmerzerfülltes „AU“. Mein Sohn tröstet mich dann sofort liebevoll, es tut ihm leid.
„Muss ich dir denn immer alles hundert Mal sagen?
Wenn das mein Chef das zu mir sagt, denke ich mir meinen Teil und setzte meine Arbeit unwillig fort.
Mein Sohn „vergisst“ öfters Dinge, die wir davor besprochen haben. Ich sage dann so was wie: „Mir ist es jetzt so wichtig, dass du….“
„Wie heißt das Zauberwort?“
Puh, wenn das jemand zu mir sagen würde, wäre mein Zauberwort eindeutig „Tschüss.“.
Ich sage zu meinem Sohn „Wenn du magst, kannst du „Danke“ sagen.“ Er hat mir mal erzählt, dass er „Danke“ sagt, damit sich andere Person freut. NEIN, mein Herzensglückskind sagt nicht immer Danke, nur wenn er es so meint. Aber, wer will schon ein „Danke“ welches erzwungen ist? Hier habe ich ausführlich darüber geschrieben, dass man Dankbarkeit gar nicht erlernen kann. Hier habe ich darüber geschrieben, wie Dankbarkeit in Wirklichkeit entsteht.
„Ich mache alles für dich, doch du bist so undankbar!“
Wenn eine Mama das zu ihrem Kind sagt, ist davor schon viel passiert. Die Mama hat auf sich selbst und ihre Bedürfnisse vergessen, sie hat alles für ihr Kind geopfert. Doch hat das Kind, das verlangt?
Ist es nicht unsere Verantwortung für uns selbst zu sorgen?
Wenn das, was wir für unser Kinder tun, aus Liebe geschieht, brauchen wir dafür keine Gegenleistung, also „Dankbarkeit“.
Unser Kind ist uns außerdem keinen Dank für Essen, Zeit, ein Dach über den Kopf, usw. schuldig. Denn WIR haben uns für ein Kind entschieden. Wir wussten, dass Kinder essen, sie viel Zeit in Anspruch nehmen und ein Dach über dem Kopf brauchen. Abgesehen davon, ist erzwungene Dankbarkeit, genau so wie ein erzwungenes „Danke“, gar nicht erstrebenswert.
Lasst uns innehalten, bevor wir einen dieser typischen, respektlosen und verletzenden Sätze von uns geben.
Wie wollen wir behandelt werden?
Wenn wir unsere Kinder respektvoll (eben wie echte Menschen) behandeln, dann werden auch sie uns respektieren. Nur so können wir gute Vorbilder für unsere Kinder sein.
Alles Liebe
Andrea
Brauchst du Begleitung auf deinem Weg zu einer liebevollen Beziehung zu dir und zu deinem kleinen Menschen?
Ich bin gerne für dich da! (klicke hier)
Liebe Stephanie,
ich bin der festen Überzeugung, dass unsere Kinder mit uns zusammenarbeiten wollen. Menschen sind von Natur aus soziale Wesen. Ausnahme: Sie kommen unseren Wünschen nur nicht nach, wenn sie dabei zuviel Integrität verlieren.
Wenn die Bedürfnisse des Kindes und meine aufeinander Treffen, gibt es nicht nur „entweder oder“. Wenn mein Sohn ein Buch auf den Boden schleudert und mich das stört, schaue ich genau hin warum er es tut. Aus Wut? Weil er gerade mit der Schwerkraft experimentiert? Weil ihn der Ton fasziniert?
So kann ich je nach dem, Dinge zur Verfügung stellen welche er werfen kann, schauen was der Grund für seine Wut ist, usw.
Ja, ich kann nur von meinen Erfahrungen mit einem Kind berichten. Meine liebe Kollegin Aida hat mehrere Kinder und lebt auch mit dieser Einstellung. Hier kannst du nachlesen, wie sie das anstellt 🙂
http://elternmorphose.de/drei-unter-zwei-drei-vier-fuenf-beduerfnisse-stehen-nie-im-konflikt/
Liebe Grüße
Andrea
Der Text spricht mir teilweise aus der Seele und vieles wird bei uns so umgesetzt, aber nicht immer natürlich.
Ich habe nur ein Kind, aber bei der Beobachtung mehrerer Kinder stelle ich es mir schwierig vor ohne wenn – dann zu intervenieren. Ein bisschen zuviel Theorie und aus der Perspektive einer Ein Kind Mama für mich nachvollziehbar, aber wie bringst du deinen SOhn aufzuräumen, die Schuhe anzuziehen, das Buch nicht am Boden zu schleudern, etc.?
Liebe Manuela,
ach wie wunderbar, dass du durch deine Selbstreflexionen so viel über dich erfahren hast! Ja, das mit der harten Arbeit kann ich nur bestätigen. Ich kämpfe auch täglich mit den alten Mustern, die sich einfach nicht abschütteln lassen. Ein GFK-Seminar würde mich auch mal interessieren, es ist ja immer ganz etwas anderes ein Buch zu lesen, oder wirklich eine Selbsterfahrung zu machen! Ich wünsche dir auf jeden Fall ein tolles bereicherndes Seminar!
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea!
So wahr ♥ Leider, ist in sehr vielen Menschen diese „verletzende/respektlose Sprache“ tief verankert, weil sie es auch nie anders kennen gelernt haben. Auch mir, war es früher überhaupt nicht bewusst, dass meine Worte in Wahrheit verletzend waren. Zum Glück, wurde ich im Laufe der Zeit darauf aufmerksam gemacht. Ich begann nachzudenken, zu reflektieren… Und seither beschäftige ich mich ständig damit. Es erfordert harte Arbeit, alte Muster zu überwinden und neue zu integrieren. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Im September, möchten wir ein 2-tägiges Seminar für gewaltfreie Kommunikation machen. Ich freue mich schon darauf!
Lieben Gruß, Manuela.
Danke für dein schönes Feedback ❤️ Ich liebe die Gewaltfreie Kommunikation auch. Alle unsere Taten sind nur ein Versuch unsere Bedürfnisse zu stillen, das ist mein bereicherndster Satz daraus. Ja unsere ewigen Bewertungen sind so einschränkend für unsere Kinder. Sie lernen zu 90 Prozent nur vom Vorbild. Alle Kritik an ihnen könnten wir stecken lassen und uns statt dessen fragen von wem sie sich das abgeschaut haben 😉
Ganz liebe Grüße
Andrea
Vielen Dank dafür, du sprichst mir aus dem Herzen! Sich klar zu machen, dass Kinder nicht lernen „Danke“ zu sagen oder andere respektvoll zu behandeln, weil wir es ihnen sagen, sondern indem wir es ihnen VORLEBEN, ist ein unglaublich wichtiger Aspekt, der leider oft nicht genügend beachtet wird… Zu viele Menschen glauben immer noch, dass Erziehung darin besteht, Kindern permanent zu sagen, was richtig und was falsch ist und ihr Verhalten dahingehend zu bewerten… Ich habe dazu im Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation Gedanken gefunden, die genau in diese Richtung gehen: wie schnell wir eine wirkliche Verbindung zu Kindern verlieren, weil wir sie in die Schublade „Kind“ stecken… Liebe Grüße!