Drei mögliche Gründe warum unser Kind nicht hört:
1. Gefühl von Wertlosigkeit
Es gibt Zeiten, in denen wir das Gefühl haben, für die anderen von weniger (oder gar keinem) Wert zu sein. Oft können, oder wollen, wir dies nicht in Worte fassen.
Statt dessen attackieren wir unsere Lieben, mit Worten wie:
- „Ich bin hier ja nur noch die Putzfrau!“
- „Nie hörst du mir zu, wenn ich auch mal etwas von dir möchte!“
- „Du verstehst überhaupt nichts!“
Wenn wir uns als Eltern wertlos für andere Familienmitglieder fühlen, liegt oft es daran, dass das was wir tun, tatsächlich nicht besonders wertvoll ist. Weder für uns noch für die anderen. Ob wir es nun als „Erziehung“, „Rücksichtnahme“ oder „Liebe“ bezeichnen. Einzig und alleine zählt die Wirkung unserer Tat in der Familie.
Der Dominoeffekt
Eine Kettenreaktion wie sie im Buche steht. Wir Eltern fühlen uns wertlos für unsere Familie. Wir sprechen nicht über das „eigentliche“, sondern zeigen mit dem Finger auf unser Kind (oder unseren Partner).
In der Folge verliert unser Kind das Gefühl, für uns wertvoll zu sein und reagiert meist mit Aggression, anderen oder sich selbst gegenüber.
Für ein Kind ist es nahezu unerträglich, wenn es spürt, dass es für seine Eltern mehr Last als Freude ist.
STOPPEN wir diese Negativspirale, indem die Verantwortung für uns übernehmen, anstatt unserem Nächsten die Schuld zu geben. Wir steigen einfach aus der Opferrolle aus und sprechen mit unserem Kind über UNSERE Gedanken und Gefühle:
„Bis jetzt habe ich dein Zimmer jeden Tag aufgeräumt, weil mir Ordnung wichtig ist. Doch jetzt habe ich gemerkt, wie sehr mich das ärgert und anstrengt. Ich will das so nicht mehr haben. Du hast recht, es ist dein Zimmer. Deshalb werde ich damit aufhören, dich zu kritisieren wenn du nicht aufräumen magst. Einmal in der Woche will ich in deinem Zimmer staubsaugen. Ist es OK, wenn du an diesem Tag den Boden freiräumst?“
2. Kritische Bemerkungen
Wir verhindern selbst, dass unsere Grenzen respektiert werden, indem wir folgende Aussagen unserem Kind gegenüber machen:
„Zieh die Schuhe aus bevor du ins Haus kommst, wann lernst du das endlich!„
„Hör auf mit dem DVD-Player herumzuspielen, du machst nur ihn kaputt!“
„Ich will jetzt nach Hause gehen. Immer muss ich auf dich warten!“
„Haue deine kleiner Schwester nicht. Du tust ihr immer weh!„
Mit solchen kritischen Nachsätzen wie zum Beispiel „Wann lernst du das endlich!“ können die Kinder unsere Wünsche nicht erfüllen, sie MÜSSEN geradezu ihre ganze Aufmerksamkeit auf unsere negative Erwartung leiten.
Dieser kritische Nachsatz löst in den Kindern folgenden Gedanken aus:
„Mit mir stimmt etwas nicht.“
Einzig und alleine dieser Gedanke setzt sich in unseren Kindern fest, aber NICHT der Wunsch, unsere Grenzen zu respektieren.
Ja, du wirst jetzt bestimmt denken: „Mann, wenn du wüsstest, wie oft ich meinem Kind meine persönlichen Grenzen schon gesagt habe!“
Klar, es ist anstrengend es immer und immer wieder zu sagen. Doch wenn ich diese kritische Bemerkung hinterher schiebe, wie zum Beispiel „Immer muss ich dir alles tausend Mal sagen!“ befinde ich mich in einem ewigen Teufelskreis!
„Je mehr die Kinder das Gefühl haben, nicht in Ordnung (wertlos) zu sein, desto weniger sind sie in der Lage, das „Richtige“ zu tun. Das gilt übrigens auch für Erwachsene.“ Aus dem Buch „Familienberatung – Worauf es ankommt, wie sie gelingt“
Wenn wir wollen, dass unsere Kinder unsere Grenzen respektieren, sollten wir uns so kurz und so persönlich wie möglich ausdrücken und so die Verantwortung für den Inhalt unserer Botschaft übernehmen.
Kinder arbeiten gerne mit uns zusammen, sofern sie dabei nicht zu viel von sich selbst verlieren.
So bitten wir als Person, ernst genommen zu werden:
„Ich will, dass du die Schuhe ausziehst, ehe du rein kommst!“
„Ich will nicht, dass du mit dem DVD-Player spielst!“
„Ich will jetzt heim gehen, weil ich mich zuhause hinlegen mag!“
„Ich will nicht, dass du deine kleine Schwester verletzt!“
3. Allgemeine Aussagen
Dagegen scheitern wir, wenn wir „man“ sagen und damit unsere Grenzen objektiv begründen.
- „Man geht nicht mit schmutzigen Schuhen ist Haus!“,
- „Man spielt nicht mit DVD-Playern!“
- „Man hört auf seine Mutter“
- „Man schlägt keine Menschen!“
Merkt ihr den gravierenden Unterschied?
So ist unsere Aussage unpersönlich und auch ein Stück abwertend.
In Beziehung mit dem Kind gehen
„Ich hab dir das schon tausend mal gesagt, und du kapierst es immer noch nicht!“ Diese Aussage, im kritischem, vorwurfsvollem Ton vorgetragen, ist unverantwortlich und kühl. Sie ist unverantwortlich – und ein wenig dumm -, weil der Erwachsenen, der ja die Hauptverantwortung für das Zusammenspiel und die Kultur der Familie trägt, das Kind dafür verantwortlich macht, ständig dasselbe zu sagen, obwohl er aus Erfahrung weiß, dass ihm dies nicht das verschafft, was er haben will. Sie ist kühl, weil sie kritisch und unpersönlich ist.“ Aus dem Buch „Familienberatung – Worauf es ankommt, wie sie gelingt“
Statt dessen könnte ich sagen:
„Ich will, dass du hörst was ich sage. Ich habe schon so oft versucht, dir das klar zu machen. Ich denke, es ist etwas nicht in Ordnung was oder wie ich es dir sage. Kannst du mir helfen, herauszufinden was ich dabei falsch mache?“
Unser Kind wird mit uns eher zusammenarbeiten, wenn wir mit ihm in Beziehung treten und wir jegliche kritische Aussagen weglassen.
Alles Liebe
Andrea
Quält dich ein Thema? Ich bin gerne für dich da, wir schaffen das!
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