Innere Welt der Kinder
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So schlichtest du Geschwisterstreit bedürfnisorientiert

So kannst du Geschwisterstreit schlichten bzw. begleiten

Jesper Juul schlägt folgende Handlungsweise vor:

Keine Kritik, kein Schimpfen und auch keine Partei ergreifen.

Warum willst du eingreifen?

Hasst du Konflikte? Denkst du, dass in einer Familie immer Harmonie herrschen muss?

Falls das zutrifft, dann warte noch ein bisschen ab, wenn sich deine Kinder nicht ernsthaft weh tun.

Verzichte darauf zu jammern, anzuklagen oder zu kritisieren

  • Nie kann man euch alleine lassen!
  • Ihr bereitet mir so viel Kummer!
  • Könnt ihr nicht einmal normal miteinander spielen?
  • Ihr seid einfach schrecklich!

Derartige Sätze bringen uns nicht weiter. Im Gegenteil, sie sind demütigend und überheblich.

Stopp!

Ist der Konflikt dagegen wirklich heftig, dann sage (rufe) authentisch: „Stopp!“ oder „Aufhören!”. Du kannst das Wort auch rausschreien, wenn es authentisch aus dir kommt. Sie brauchen dich um den Geschwisterstreit zu schlichten!

Beginne dann, die Kinder zu befragen

Auch hier gilt:

  • Keine Kritik,
  • kein Schimpfen und
  • keine Partei ergreifen

Frage jedes Kind: „Was ist es, das du gerne willst?

Hör gut zu, sei neugierig auf die Antworten der Kinder. Vergiss kurz deine negativen Gedanken über das Verhalten der Kinder, damit du alles hören kannst, was es sagt. Verzichte darauf, die Antwort zu bewerten oder sie vorherzusehen. 

Haben beide Kinder jeweils die Antworten des Anderen gehört?
Vielleicht kannst du sie bitten, die Antwort des Anderen zu wiederholen.

Frage das jeweilige Kind nun, ob das, was es will, möglich ist. Falls es nicht möglich ist, bitte es, seine Reaktion darauf auszudrücken.

Wenn es das bekommen kann, was es möchte, soll das Kind ebenfalls seine Reaktion ausdrücken.

Vergiss nicht:
Du bist der Vermittler und NICHT der Richter!

Jesper Juul sagt an dieser Stelle, dass die Arbeit nun getan ist.

Ich würde aber noch weiter vermitteln: 

„Hauen ist für mich keine gute Lösung, aber ich kann verstehen, dass ihr euch beide geärgert habt.“ könnte man den Kindern sagen.
Frag die Kinder, ob sie Vorschläge haben, das Problem zu lösen.
Ansonsten hilf ihnen, vermittle – aber stelle dich niemals auf eine Seite!
Falls es nicht möglich ist, dass das Kind das bekommt, was es will, schau genauer hin. Was ist das Bedürfnis dahinter, welches es sich damit erfüllen will?

Vielleicht kann eine Alternative gefunden werden. Wenn nicht, dann begleite das Kind in seinem Schmerz.

Die Gefühle der Kinder sollen benannt werden, so wird den dahinter liegenden Bedürfnissen Raum gegeben. Meist können die Kinder dann selbst eine Lösung finden. So können sie wichtige soziale und emotionale Erfahrungen in Sachen Konfliktlösungen machen.

Auf keinen Fall sollte man Kinder, welche eine Grenzüberschreitung begehen, mit einer Grenzüberschreitung ihnen gegenüber strafen.

Denn, so vermittelt man im Geschwisterstreit diesen grausigen Gedanken: „Ich will, dass du die Grenzen Anderer respektierst, aber deine Grenzen sind mir gar nichts wert.“

Zahn um Zahn

„Weil du deinen Bruder gehauen hast, kriegst du das versprochene Eis nicht!“
„Weil du deiner Schwester den Turm umgeworfen hast, musst du in dein Zimmer!“
„Weil du dem Baby weh getan hast, will ich dich nicht mehr sehen!“

So katapultiert man sich komplett aus der Beziehung zum Kind heraus und erfährt nicht, warum es so gehandelt hat und wie es in Zukunft besser gemacht werden kann.

Außerdem lernt das Kind seinen Teil daraus, sodass es in Zukunft auch so handeln wird. „Mama, wenn du mir das Auto nicht kaufst, dann werde ich meine Hausaufgaben nicht machen.“ Wenn der Andere nicht so ist, wie ich ihn haben will, dann nehme ich ihm etwas Wertvolles weg. Wollen wir das unserem Kind vermitteln? Wir könnten den Geschwisterstreit so nicht schlichten, oft erhöht sich dadurch die Rivialtät auch noch.

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Familienkonferenz

Wenn in deiner Familie jede Kleinigkeit zu mächtigen Streitereien führen, würde ich alle Familienmitglieder zusammenrufen und gemeinsam überlegen, was es ist, das in der „Familien-Luft“ liegt.

Man kann an drei Orten suchen:

  • Zwischen den Erwachsenen
  • Zwischen den Erwachsenen und den Kindern
  • Zwischen den Kindern

Die Ursache für ein hohes Konfliktniveau befindet sich nur in den seltensten Fällen zwischen den Kindern.

Oft wollen wir Eltern hilfreich für unsere Kinder sein, wir wollen, dass sie etwas von uns lernen. Oft greifen wir in die Konflikte unserer Kinder nur deswegen ein, weil wir es nicht ertragen können bzw. es uns nervt. Doch je weniger wir bei größeren Kindern eingreifen, desto schneller lernen sie es untereinander auszumachen.
Natürlich ist es wichtig, dass man seine Kinder schützt, damit keiner verletzt wird!
Außerdem darf man auch das Alter der Kinder nicht außer Acht lassen! Besonders bei noch ganz kleinen Kindern erfordert es unsere Anwesenheit, um zu begleiten und zu schützen. Jedoch sollten wir das größere Kind nie anklagen. Es geht darum, den Geschwisterstreit einfülsam zu schlichten, anstatt einen Schuldigen zu finden.

Ein Geschwisterchen bekommen

Wenn erstgeborene Kinder frisch ein Geschwisterchen bekommen, brauchen sie viel Liebe und Verständnis, um dies zu verkraften.

Jesper Juul beschreibt es so treffend:

Es ist so, als würde dein Mann mit einer jungen, hübschen Frau heimkommen und dir freudestrahlend berichten, dass sie nun auch bei euch wohnt. Er liebt dich natürlich, doch er will jetzt auch viel Zeit mit ihr verbringen.

Autsch. 

Das Kind verliert mit einem Schlag 50 % der Aufmerksamkeit der Eltern, das ist heftig! Es hilft sehr, wenn man das große Kind viel miteinbezieht. Vielleicht kann es beim Wickeln oder bei anderen Dingen helfen.

Gespräche darüber können hilfreich sein. „Ja, stimmt, früher hatte ich viel mehr Zeit für dich. Ich vermisse das auch.“ oder „Du ärgerst dich, weil das Baby deine Sachen nimmt.“ So zeigt man Verständnis und gibt den Gefühlen des Kindes Raum. Es kann spüren, dass seine Gefühle in Ordnung sind. Das Kind weiß jetzt, dass es seine Wut, Trauer und Angst zeigen kann und trotzdem von seinen Eltern geliebt wird. Darüber hinaus geht es hier nicht darum, nur den Geschwisterstreit zu schlichten, sondern darum, dass sich das größere Kind verstanden und geliebt fühlt. Denn genau das brauchen Kinder, die ein Geschwisterchen bekommen!

Konflikte gehören dazu

Konflikte gehören zum Familienalltag dazu. Sobald mehrere Personen zusammenleben, kommen auch verschiedene Bedürfnisse zusammen. Das ist nichts Außergewöhnliches. Konflikte sind nicht negativ zu bewerten, sondern, im Gegenteil, eine wunderbare Möglichkeit für persönliches Wachstum für Kinder und Erwachsene.

Alles Liebe

Andrea

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