Selbstfürsorge

Meine Grenze ist dein Halt-Rezension

Buchvorstellung

Heute habe ich eine Buchrezension vom Buch „Meine Grenze ist dein Halt“ für euch.

Ich habs gelesen und mich direkt in ihre klaren und so wahren Worte verliebt. Im Buch gibt es zusätzlich zum Wissenstext Übungen und konkrete Wortvorschläge. Außerdem geht die Autorin, Nora Imlau, direkt in die Praxis und führt relevante Alltagsbeispiele an. 

Ich finde es so wichtig, dass wir als Eltern gut für uns sorgen, denn unser Wohlbefinden wirkt sich unfassbar stark auf die Beziehung zu unseren Kindern aus. 

Wenn ihr mich schon länger lest, wisst ihr wahrscheinlich, dass ich vom Dauerbrenner „Kinder brauchen Grenzen“ nichts halte. Künstliche Grenzen finde ich entwürdigend und bringen weder uns noch unseren Kindern etwas Gutes. Und dann gibt es noch die realen Grenzen, die ich hochhalte, wenn es um die Gesundheit meines Kindes geht. Nora beschreibt im Buch gute Wege, diese Situationen auf Augenhöhe zu meistern. 

 Ich finde das Buch wertvoll, lesenswert und umsetzungswert

Also, weg mit dem Bild von der Grenzmauer und her mit dem Gartenzaun! 🙂 

Hier habe ich ein paar Punkte aus dem Buch zusammengefasst: 

Dieses Buch handelt von den persönlichen Grenzen von uns Eltern, welche Klarheit für Eltern und Kinder ins Familienleben bringen. Diese Grenzen müssen weder hart noch streng sein, sondern voller wohltuender Klarheit. 

Wenn wir „Grenzen setzen“ haben wir oft ein Bild von einer Grenzmauer im Kopf. Diese muss bis aufs Blut verteidigt werden, wie an einer Landesgrenze. Jeder, der unerlaubt über die Grenze kommt, wird bestraft oder gleich getötet. Wenn Nora Imlau in Elternratgebern liest, dass Eltern durchgreifen müssen, damit das Kind merkt, dass es so nicht durchkommt, erinnert sie dies an eine solche Grenzmauer. Die Überzeugung, dass es ohne Härte nicht geht, sei ein unglückliches Erbe unserer Ahnen, welches abgelegt werden darf. 

Sanfte, weiche, liebevolle Grenzen sollen stattdessen aufgebaut werden. Als neues Bild von Grenzen wird ein simpler kleiner Gartenzaun aus Holz verwendet. Dieser Zaun ist weder bedrohlich noch hoch, er ist einfach da, um zu zeigen: Hier beginnt mein Bereich, bitte nicht ungefragt überspringen. Dieser Zaun ist nicht dazu hier, um Angst zu machen oder zur Verteidigung. Im Gegenteil: Über die allermeisten Gartenzäune könnte ich ganz leicht darüber springen. Tue ich aber nicht, weil der Zaun mir zeigt, dass hier der Raum eines anderen beginnt. Darum geht es in der bindungsorientierten Elternschaft, wir wollen nicht einschüchtern oder das Kind auf Distanz halten. Wir legen uns nur einen freundlichen Gartenzaun zu, der dem Kind zeigt, wo unser ganz eigener Bereich anfängt. Und dann laden wir sie an diesem Zaun zu einem Gespräch ein, über Liebe und Grenzen und wie das alles zusammengehört. 

 

Wo ist die persönliche Grenze?

Die Autorin geht im Buch – Meine Nähe ist dein Halt –  darauf ein, dass viele von uns nie gelernt haben, unsere Grenzen wahrzunehmen und zu wahren. Oft ist die Annahme gefestigt, dass Liebe und Anerkennung durch Leistung und das Zurückstecken der eigenen Bedürfnisse verdient werden müssen. Daraus folgt, dass wir unsere Bedürfnisse so lange beschneiden, bis wir die Nerven verlieren. Die Leidtragenden sind dann auch unsere Kinder, die in der Folge angeschrien und unsanft behandelt werden. 

Wir müssen keine Grenzen setzen. Sie sind nämlich schon da. Wir müssen sie nur wieder spüren – und zeigen.“

Zitat – S. 44

Es geht nicht um das, was „man“ nicht tut, sondern um unsere ureigenen Grenzen. Einem Elternteil macht es nichts aus, wenn das Kind mit dem Essen matscht. Er findet dies für die Sensorik des Kindes wichtig und macht danach gerne sauber. Einen anderen Elternteil stört dies vielleicht. Wir sollten also nur die Grenzen wahren, hinter jenen wir aus vollem Herzen stehen. Und dafür müssen wir in uns gehen und uns darüber klar werden. Dabei hilft die folgende Theorie von Marshall Rosenberg. 

Bedürfnisse

Wir alle haben Bedürfnisse und es gibt verschiedene Strategien, diese zu erfüllen. Menschen haben unterschiedliche Wünsche, aber im Kern haben wir alle dieselben Bedürfnisse: 

Körperlich brauchen wir alle: 

  • Luft zum Atmen
  • Licht und Wärme
  • Nahrung
  • Schlaf und Entspannung
  • Berührung und Stimulation
  • Bewegung
  • Schmerzfreiheit und körperliches Wohlbefinden. 

Seelisch brauchen wir: 

  • Liebe und Fürsorge
  • Nähe und Rückversicherung
  • Autonomie und Selbstwirksamkeit
  • Halt und Begrenzung 
  • Emotionale Sicherheit und Geborgenheit
  • Zugehörigkeit und Verbundenheit
  • Freude und Leichtigkeit
  • Respekt und Gesehenwerden
  • Wertschätzung und Würdigung 
  • Ruhe und Rückzug
  • Kreativität und Selbstausdruck
  • Sinn und Kongruenz. 

Bedürfnisse und Wünsche kann man leicht voneinander unterscheiden. 

Bedürfnisse haben folgende Eigenschaften: 

  • Sie sind universell, jeder Mensch hat sie.
  • Sie sind positiv, ihre Erfüllung trägt zu einem schöneren Leben bei und erhöht die Lebensfreude. Jemandem anderen Leid zuzufügen ist also kein Bedürfnis. 
  • Sie sind abstrakt, also an keine konkrete Handlung und keinen spezifischen Ort oder Menschen gebunden. 

Wir verspüren diese Bedürfnisse unterschiedlich stark. Auch in den unterschiedlichen Lebenssituationen haben diese eine unterschiedlich hohe Bedeutung für uns. 

Wenn wir Kinder haben, müssen wir uns um die Bedürfnisse der Kinder und um die eigenen Bedürfnisse kümmern. Das macht Elternschaft oft zu einer Herausforderung. Wir müssen darauf achten, dass weder die Bedürfnisse der Kinder noch unsere schwerer wiegen. Die Waage darf nicht kippen. Wenn zwei Bedürfnisse aufeinanderprallen, kann man schauen: „Wer leidet mehr?“ Diesem Bedürfnis kann man sich dann zuerst zuwenden.  

Unsere Bedürfnisse und auch jene der anderen prägen also jegliche Handlung von uns Menschen. Wir haben alle unsere Strategien, wie wir unsere Bedürfnisse erfüllen. Doch jene sind uns oft gar nicht bewusst. Nora Imlau beschreibt ein Beispiel in welchem morgens beim Frühstück die Cornflakes leer sind. Das Kind rastet völlig aus. Dieses Kind macht kein Theater! Es erfüllt sich durch tägliche Cornflakes essen nicht nur sein Bedürfnis nach Nahrung, sondern auch nach emotionaler Sicherheit, Halt und Orientierung. Unser Kind macht also kein Drama, es erlebt in diesem Moment ein Drama!

Um unsere Grenzen zu wahren ist es folglich nötig die „Bedürfnisbrille“ aufzusetzen und zu schauen, was hier gerade wirklich das Problem ist. 

 

Grenzen wahren ist nicht immer leicht

Manchen Kindern fällt es leicht die Grenzen anderer zu wahren. Andere tun sich bis ins Erwachsenenalter schwer damit. Doch das hat meist nichts mit der Erziehung zu tun. Vielmehr hängt dies mit dem angeborenen Grundtemperament zusammen. Ca. 40 % aller Menschen kommen mit einem regulationsstarken Grundtemperament auf die Welt, etwa 20 % als gefühlsstarke Kinder und weitere 40 % liegen irgendwo dazwischen. 

Die gefühlsstarken Kinder haben eine geringere Selbstregulationsfähigkeit und eine hohe Sensibilität. Jene Kinder empfinden sämtliche Bedürfnisse und Wünsche oft sehr stark und haben ihnen aufgrund ihrer schwächer ausgeprägten Impulskontrolle wenig entgegenzusetzen. 

Grenzziehungen sind so vielschichtig wie die Familiensysteme, wir sollten sehr vorsichtig sein, angebliche mangelnde Konsequenz von Eltern als haltungsschwach zu verurteilen. Einen klaren und beständigen Rahmen zu bieten, muss das Leben einer Familie erst mal hergeben. Und wenn es das nicht tut, ist es eine kluge Entscheidung, die eigenen Belastungsgrenzen höher zu priorisieren als feste Familienregeln. 

 

Woran merkst du das deine Grenze überschritten ist?

Mögliche Merkmale: 

  • Ich fühle mich überrannt und platt gewalzt.
  • Ich werde auf einmal unglaublich wütend. 
  • Ich kann keine Berührung mehr ertragen. 
  • Ich gerate in eine Abwärtsspirale aus Wut, Frust und Aggression. 
  • Ich tute mir selbst leid und wünsche mir, dass jemand kommt und mich rettet. 
  • Ich will nur noch weg. 

Spüren, dass die Grenze naht

Ein wichtiger Schritt hin zur klaren Grenzsetzung ist, das Herannahen einer Grenzüberschreitung an den eigenen Reaktionen zu erkennen – und zwar bevor sie passiert! Je sensibler wir darauf reagieren, desto besser können wir die Überschreitung und das Nachfolgende abwenden. 

 

Grenzen vermitteln

Es gibt 2 Arten von Grenzen. Unsere ganz persönlichen: Also was wir mögen und was nicht. Bei diesen Grenzen geht es um uns und unsere Bedürfnisse. Diese dürfen wir klar vertreten und im Zweifelsfall auch gegen Widerstand verteidigen. Denn in der Familie ist jeder einzelne wichtig. 

Und dann gibt es noch Grenzen, die wir für unsere Kinder hochhalten. Diese Grenze legen wir als Erwachsener fest, weil wir davon überzeugt sind, dass sie unseren Kindern guttun – selbst, wenn sie dagegenhalten. 

Wir sollten uns stets darüber klar sein, welche Art von Grenze wir gerade hochhalten und warum. 

 

Grenze oder Glaubenssatz

Es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Viele Glaubenssätze haben wir verinnerlicht und halten daran fest, obwohl es dafür gar keinen guten Grund gibt. 

  • Man spielt nicht mit dem Essen.
  • Man macht keine Hausaufgaben auf dem Boden. 
  • Man sagt nicht „ich will“, sondern „ich möchte“.
  • Man muss bitte und danke sagen. 

Geben wir uns die bewusste Erlaubnis zum „Umparken im Kopf“ und justieren wir unsere Vorstellungen von Richtig und Falsch neu:

  • Mit Essen zu spielen, macht Spaß, schärft die Sinne und ist normales kindliches Explorationsverhalten. 
  • Viele Kinder können ihre Hausaufgaben besser bäuchlings erledigen als sitzend. 
  • „Ich will“ sagen zu können ist kraftvoll und wichtig, nicht ungezogen. 
  • Wir können als Eltern auch für unsere Kinder bitte und danke sagen. 

 

Meine Grenze – deine Grenze

Unsere persönlichen Grenzen sind in unserem eigenen Körper verhaftet, z.B. „Nein, ich will nicht gekitzelt werden!“. 

Wenn dagegen das Kind im Winter keine Mütze tragen will, ist dies keine persönliche Grenze. Unsere Kinder sind eigene Persönlichkeiten mit ihren eigenen Empfindungen, wobei gerade das Körperempfinden individuell höchst verschieden ist. Manchen Menschen ist rasch kalt und andere wiederum haben eine unglaubliche innere Hitze. Kinder auf ihr eigenes Körperempfinden hören zu lassen ,ist so wichtig. 

Es ist die Entscheidung der Kinder, ob ihnen warm oder kalt ist, ob sie ihr Haar kurz oder lang tragen möchten, ob sie ihre Hausaufgaben im Liegen, Stehen oder Sitzen erledigen, ihr Zimmer in Ordnung halten oder nicht – all das ist ihre höchstpersönliche Angelegenheit. Und nicht unsere. 

„Kindern diese Selbstbestimmung zuzugestehen ist nicht nur aus moralischer Perspektive geboten – es ist auch aktive Missbrauchsprävention.“

Zitat – Seite 100

 

Nein ist ein machtvolles Wort

Es wird empfohlen, das Wort „Nein“ nur sparsam zu benutzen, weil es sonst seine Wirkung verliert. Wer ständig nur „Nein“ hört, hört irgendwann nicht mehr zu. Und oft sagen wir nein, und erlauben es kurze Zeit später dann doch. Es ist nicht falsch, sich durch Argumente überzeugen zu lassen. Doch das Wort „Nein“ ist dann eine Einladung zur Diskussion.

Wir können das Nein weglassen und stattdessen in einen Dialog einsteigen: 

„Papa, spielst du mit mir Lego“ – „Puh, ich bin ziemlich müde …“ – „Nur ganz kurz Papi, okay?“ – „Okay, kurz können wir spielen.“

„Papa, spielst du mit mir Lego“ – „Puh, ich bin ziemlich müde …“ – „Nur ganz kurz Papi, okay?“ – „Tut mir leid, ich bin gerade wirklich zu müde. Ich leg mich jetzt eine Stunde hin, und dann können wir spielen!“

So zeigen wir unseren Kindern, dass wir ihr Anliegen ernst nehmen und genau überlegen, bevor wir eine Entscheidung treffen, hinter der wir stehen. 

 

Evolutionäres Erbe 

Renz Polster steht hinter der Theorie, dass unsere Kinder deswegen so fordernd und willensstark gegen unsere Grenzziehungen vorgehen, weil unsere Vorfahren so die besten Überlebenschancen hatten. Die größeren Kinder mussten lautstark für sich einstehen, weil der Fokus auf den kleinsten Kindern im Clan lag. Die größeren Kinder mussten Strategien entwickeln, um genug Nahrung und Zuwendung zu bekommen. Und diese Strategie war, ein Nein nicht einfach zu akzeptieren, sondern ordentlich Rabatz zu machen. Unsere Kinder können also gar nicht anders, denn es ist ihr evolutionäres Erbe! 

 

Ein kostbares Wort namens Nein

Bis hierher und nicht weiter. An dieser Stelle ist Schluss. Dies ist eine Grenze. Und diese Grenze ist dein Halt.

Zitat S. 112

Dieses Wort sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn kein Diskussionsspielraum besteht. Zum Beispiel im Straßenverkehr bei Rot an der Fußgängerampel: Nein, nicht bei Rot! Oder wenn es um körperliche oder verbale Gewalt geht: „Nein, du darfst nicht treten!“

Ein solches, seltenes Nein, mit einer inneren Klarheit ausgesprochen, hat auf viele Kinder eine starke Wirkung. Sie spüren: Hier ist wirklich Schluss. Es gibt jedoch mehrere Umstände, in welchen Kinder nicht auf das starke, klare Nein stoppen können. 

 

Typische Gründe: 

Unreife – Das Kind kann entwicklungsbedingt das Verbot nicht umsetzen, weil zum Beispiel die Impulskontrolle noch fehlt. Diese Fähigkeit entwickeln Kinder übrigens erst zwischen fünf und sieben Jahren!

Müdigkeit – Erschöpfte Kinder haben kaum noch Kontrolle über das, was sie tun. Die kommunizierten Grenzen werden in ihrem Gehirn nicht mehr angemessen verarbeitet. 

Bindungsunsicherheit – Wenn sich das Kind in der Beziehung zu seinen Bezugspersonen nicht sicher fühlt, überschreitet es bewusst Grenzen, um herauszufinden, ob es auch dann noch gut behandelt wird. Dahinter steckt das Bedürfnis, bedingungslos geliebt zu werden. 

Übermut – Wenn Kinder besonders aufgeregt und überdreht sind, gelangen sie manchmal in eine Art Rauschzustand aus Glückshormonen, der ihnen das Gefühl verleiht, unverletzlich zu sein. Dieses sorgt dafür, dass sie auf ein „Stopp“ plötzlich nicht mehr hören. 

Gruppendynamik – In Gruppen gelten eigene Regeln. Die Ansagen vom Rudelchef gelten dann mehr als alle bekannten Verbote der Erwachsenen. Selbst Kinder, die sonst sehr gut auf das Nein hören, können dann Dinge anstellen, auf die sie allein nie gekommen wären. 

 

Eine Münze für jedes Nein

Übung: Am Morgen steckst du dir 10 goldene 10-Cent-Münzen in deine rechte Hosentasche. Und für jedes Nein, welches du deinem Kind sagst, wandert eine Münze in die linke Hosentasche. So kann man seine Neins bewusst einteilen. 

 

Absprache oder Ansage? 

Wenn ich zu meinem Kind sage, dass er jetzt nur noch eine Folge seiner Lieblingsserie schauen darf, wird mein Kind zustimmen. Doch dies ist keine Absprache. Wir brauchen also nicht maßlos enttäuscht zu sein, wenn das Kind den Fernseher dann trotzdem nicht ausmacht. 

Für eine echte Absprache, also einen fairen Deal, ist folgendes nötig: Freiwilligkeit und Verhandlungsspielraum. Ich gehe in den Dialog mit dem Kind und wir reden auf Augenhöhe. An tatsächlich frei von Druck getroffene Vereinbarungen halten sich Kinder meist sehr gut. 

Wenn kein Verhandlungsraum besteht weil zum Beispiel ein wichtiger Termin ansteht, ist es fairer, eine klare Ansage zu machen: „Ich will, dass du nach dieser Folge den Fernseher ausmachst. Du darfst darüber traurig und wütend sein. Ich bin für dich da.“

 

Gute Grenzen 

Eine gute Grenze ist klar, fair und entwicklungsgerecht. 

Klar: Sie ist eindeutig und konkret.

Fair: Sie berücksichtigt die Bedürfnisse des Kindes.

Entwicklungsgerecht: Sie erwartet von einem Kind nur das, was es gemäß seinem Alter und seinem Reifegrad leisten kann. 

Wenn wir in unsere natürliche Autorität vertrauen, brauchen wir keinen Sanktionskatalog. Unser Wort gilt, weil wir eine Beziehung zueinander haben und uns gegenseitig vertrauen. 

„Fangen wir dagegen an zu drohen und erpressen, offenbaren wir uns in einer Position der Führungslosigkeit und Schwäche.“ 

Zitat S. 136

Strafen bringen unseren Kindern nicht bei, dass es wichtig ist, sich an Regeln zu halten. Sondern, dass es wichtig ist, sich nicht dabei erwischen zu lassen. 

Wir sollten unserem Kind vermitteln, dass unsere Grenze sein halt ist. Es ist ein sicherer Raum, in dem es lernen darf, moralisch zu handeln. Nicht aus Angst. Sondern, weil es richtig ist. 

 

Grenzen ohne Druck und Strafen

Innere Klarheit

Ich muss genau wissen, was ich will, um glaubwürdig und authentisch für mich einstehen zu können. Kinder haben feine Antennen und nehmen nicht nur unsere Worte wahr, sondern auch unsere innere Ausstrahlung. Stehe ich mit beiden Beinen fest auf dem Boden? Spreche ich mit ruhiger, selbstsicherer Stimme? All das hat eine Auswirkung  wie ernst uns unsere Kinder nehmen. Wenn ich die Grenze ziehen will, muss ich mir auch sicher sein, dass ich das will und darf. Und diese Sicherheit muss ich ausstrahlen. 

Persönliche Sprache

„Mama, darf ich noch rüber zu Niklas“ – „Du, das finde ich nicht so eine gute Idee, ich bin mir nicht sicher, ob seine Eltern das jetzt noch wollen, es gibt ja auch bald Abendbrot …“ Das ist kein Nein. Das ist keine Grenze. Das ist Wischiwaschi.

Zitat Seite  164

Es ist wichtig, dass wir „ich“ sagen, statt „man“ und wir uns nicht  hinter Fragen und Allgemeinplätzen verstecken. Wir können klar formulieren, was wir wollen. Und  wir dürfen uns Zeit für unsere Antwort geben. 

„Mama, darf ich noch rüber zu Niklas“ – Pause. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. „Moment, lass mich einen Augenblick darüber nachdenken.“ – Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. – „Du, es ist gleich sechs, da gibt es bei Niklas sicher schon Abendbrot. Ich will nicht, dass du da jetzt noch rübergehst. Verabrede dich mit ihm für morgen Nachmittag.“ 

Zitat Seite 164

 

Ein weiter Blick

Oft geraten wir in eine Art Tunnelblick, wenn unser Kind etwas will oder tut, was wir nicht gut finden. Es scheint so, als ständen nur 2 Optionen zur Verfügung. Entweder ich oder mein Kind setzt sich durch. So entstehen bitterliche Machtkämpfe. Wir können uns dies ersparen, indem wir bewusst unseren Blick weiten. Die Mutter der Autorin meinte: 

„Es gibt immer mindestens zehn Lösungen, von denen wir auf acht erstmals nicht kommen.“

S.165

 

Bewusste Prioritäten

Wir dürfen uns bewusst fragen, wo sich der Kraftaufwand lohnt und wo nicht. Jesper Juul empfiehlt, sich auf 3 Grundregeln zu beschränken und diese zu schützen und zu verteidigen, selbst wenn es viel Kraft kostet. Und dafür bei anderen Dingen lockerer zu sein und zu vertrauen, dass das Kind seinen Weg findet, wenn die Beziehungen innerhalb der Familie tragen und stützen. 

 

Kooperationsfähigkeit

Unsere Kinder sind nicht unsere Feinde! Es liegt vielmehr in ihrer Natur, mit uns gut klarkommen zu wollen. Nur funktioniert das oft nicht, weil sie zum Beispiel erschöpft, traurig oder wütend sind. Oder weil wir etwas von ihnen erwarten, das über ihre eigenen Grenzen geht. Wir dürfen schauen, wie wir die Kooperationsbereitschaft der Kinder wieder wecken können. Beispielsweise, indem wir unseren Kindern erst einmal Empathie und Verständnis entgegenbringen und sie ehrlich wertschätzen. Mit jüngeren Kindern kann man Stresssituationen spielerisch entschärfen: 

Zähneputzen: 

  • Wenn ich deine Zähne geputzt habe, darfst du meine putzen. 
  • Ich fange die Zahnmonster mit der Zahnbürste, und du darfst sie dann in den  Ausguss spucken. 
  • Du schaust ein Traktorvideo, und ich putze!

Unterwegs:

  • Komm, wir machen ein Wettrennen!
  • Kannst du auf dem Weg auf keine einzige Ritze treten? 
  • Lass uns die Stufen zählen!
  • Wollen wir die Treppe rückwärts hochgehen? 
  • Wer findet zuerst etwas Rotes am Weg? 

Beim Essen: 

  • Wollen wir heute probieren, alle mit Teelöffeln und Kuchengabeln zu essen? 
  • Wollen wir heute mal tauschen – du kriegst meinen großen Teller und ich deine bunte Schüssel? 
  • Wollen wir heute ein Picknick am Boden machen? 

Beim Waschen: 

  • Sollen wir dir eine Badeschaumfrisur machen? 
  • Kannst du mit dem Teesieb die Badebombe rausfischen, bevor sie sich auflöst?

 

Zum Schluss

Grenzen sind ein Lebensthema – aber in keiner Lebensphase fordert es uns so heraus wie bei der Begleitung unserer Kinder. Denn wir Eltern sind auch dafür verantwortlich, die emotionalen Folgen unserer Entscheidungen abzufedern, was einen anstrengenden Spagat zur Folge hat. Es ist völlig normal, wenn wir uns dabei zerrissen fühlen. Doch unsere Kinder wollen keine Eltern, die sich selbstlos für sie aufopfern, sondern Eltern, die mit ihrem Leben zufrieden sind und gern mit ihnen zusammen sind. Jede Klar gezogene Grenze ist ein Ja zu uns selbst, ein schützender Zaun, der nicht einengt, sondern Halt gibt. Uns und unseren Kindern. 

Danke, Nora Imlau, für dieses wertvolle Buch „Meine Grenze ist dein Halt“!

Alles Liebe

Andrea

 

Willst du deine persönlichen Grenzen leben und in liebevoller Verbindung mit deinem Kind bleiben?

Ich begleite dich! 

 

 

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Kategorie: Selbstfürsorge

von

Ich bin eine (meist) glückliche Mama eines Sohnes. Kaffee und Kuchen, die innere Welt der Kinder, sowie THE WORK sind meine Leidenschaften. Mein Herz schlägt für eine gleichwürdige Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Ich mag dabei helfen, dass ihr euch mit eurem kleinen Menschen wieder verbinden könnt!